Antirassismus-Workshop für die FAIR.STÄRKEN-Sozialtrainings
Antirassismus-Workshop für die FAIR.STÄRKEN-Sozialtrainings
FAIR.STÄRKEN nimmt den Namen ernst und erarbeitet mit Kindern und Jugendlichen Antidiskriminierungsstrategien. Es ist von großer Bedeutung, dass sich alle Mitarbeiter:innen ihrer Haltungen bewusst sind und diese immer wieder weiterentwickeln. In vielen Schulen und auf der Straße gehören Äußerungen oder Ausgrenzungen aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes von Kindern und Jugendlichen zum Alltag. Für viele Pädagog:innen kann es oft herausfordernd sein, angemessen zu reagieren und die Kinder und Jugendlichen in Akzeptanz und wertschätzendem Umgang miteinander zu stärken.
Unsere pädagogischen Fachkräfte und Sozialtrainer:innen werden in regelmäßigen Schulungen und Workshops für das Thema sensibilisiert und in Methodik geschult. Vorurteile wie „Alle Schwarze haben Rhythmus im Blut.“ können mit Spielen, wie „Weiße können nicht rappen“ von Gesicht Zeigen! | Für ein weltoffenes Deutschland nicht nur Kinder und Jugendliche zum Nachdenken bringen.
Rassismus kann vielfältig in Erscheinung treten
Im Workshop, der von unseren beiden Sozialtrainern Dennis und Noël geleitet wurde, werden verschiedene Formen von Rassismus thematisiert – wie zum Beispiel struktureller Rassismus, Rassismus in den Medien und Alltagsrassismus voneinander unterschieden. Letzteres wird oftmals leichtfertig angewandt, kann aber für die Betroffenen beleidigend sein, da tiefverwurzelte Vorurteile zum Ausdruck kommen. „Wo kommst du her, du hast so eine schöne dunkle Hautfarbe.“ Oder auch das übergriffige Anfassen von krausem Haar zeugt von Respektlosigkeit.
„schwarz“ oder „Schwarz“
Wir haben Begrifflichkeiten erklärt und besprochen: Intersektionalität, Migrationshintergrund, BIPoC, Gadjé-Rassismus … Dem FAIR.STÄRKEN-Team wurden Spiele und Medieninformationen an die Hand gegeben, um dieses wichtige Thema mit den Kindern und Jugendlichen in den Gruppen zu bearbeiten. Dabei kamen auch Videos zum Einsatz, die zum Nachdenken anregen: z.B. von dem Projekt „Mensch Deutschland“ vom Verein Lichterkette e.V. https://lichterkette.de/menschdeutschland/
Wir danken Noël und Dennis für die sehr informativen Beiträge, die vielen Anregungen und die nachdenklich machenden Einblicke in das Thema Rassismus.
Antirassismus-Training als Teil des Sozialtrainings bei FAIR.STÄRKEN
Die Kinder und Jugendlichen in unseren Gruppentrainings kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, haben verschiedene Religionen, haben oftmals Fluchterfahrungen und wurden mit Ausgrenzung und Vorurteilen konfrontiert bzw. haben selbst andere diskriminiert. In unseren Gruppentrainings lernen die Kinder und Jugendlichen ein positives Selbstbild aufzubauen, Empathie und Akzeptanz gegenüber anderen Menschen und Religionen zu empfinden, demokratische Haltungen und Werte herauszubilden und diese auch zu leben – für eine tolerante, diverse und soziale Gesellschaft.
Bericht: Claudia Heinrich
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.
Gemeinsam stark im Netz – Medienbildung im Sozialtraining
Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen stärken
Jugendliche verbringen bis zu 67,8 Stunden die Woche im Internet (Postbank-Studie 2022). Oft ohne hinreichende Medienkompetenz und meist unbeaufsichtigt sind sie den Gefahren aus dem World Wide Web schutzlos ausgeliefert. Für Heranwachsende aus benachteiligten Lebenslagen gilt das im Besonderen. Mittlerweile ist für Jugendliche das Internet, vornehmlich die Sozialen Medien, zu der wichtigsten Kommunikations- und Informationsquelle geworden.
Gefahr durch Cybermobbing und Cybergrooming
Viele junge Menschen leiden als Opfer von Cybermobbing oft ihr Leben lang oder geraten in ernsthafte Gefahr durch Cybergrooming (s. Blogbeitrag: Cybergrooming: Bedrohung für Kinder und Jugendliche im Netz (fairstaerken.de) oder Sextortion (Erpressung durch geschickte, teilweise manipuierte, Nacktfotos). Hinzu kommen diverse Formen von Cyberkriminalität, wie Phishing, Identitätsdiebstahl u.a. Außerdem praktizieren viele Kinder und Jugendliche einen viel zu leichtfertigen Umgang mit Datenschutz und Persönlichkeitsrechten.
Durch unseren intensiven Austausch mit Jugendsozialarbeiter:innen und Berichten aus unseren Trainingsgruppen konnten wir einen hohen Bedarf an Medienkompetenzbildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Lebenslagen, feststellen.
Digitale Bildung im Kontext sozialer Ungleichheiten
Nach wie vor verringert die stetig wachsende „digitale Kluft“ die Teilhabechancen vieler Jugendlicher aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Auch Eltern besitzen häufig kaum kritische Medienkompetenz. So können Eltern ihren Kindern keine Begleitung oder Hilfe anbieten. Und sie setzen dem exzessiven Medienkonsum ihrer Kinder keine Grenzen. Heranwachsende müssen daher besonders unterstützt werden, einen gesunden Umgang mit den digitalen Medien zu entwickeln, um Risiken und Gefahren im Netz selbstständig bewerten und vermeiden zu können.
Jugendliche mit wenig Selbstvertrauen, die in ihrem Umfeld keine Bestätigung, Liebe und Anerkennung finden, suchen diese immer öfter in den Sozialen Medien, häufig in teilweise fragwürdigen radikalen und antidemokratischen Kanälen. Die Gefahr, dass sie sich dabei Inhalte unkritisch zu eigen machen, ist groß.
Soziale Medien bieten einen perfekten Fluchtort für Jugendliche, um Bestätigung und Anerkennung zu erhalten und sich eine eigene neue alternative Identität(en) aufzubauen. Jede und jeder kann die Identität konstruieren, die sie oder er möchte. Durch die perfiden Algorithmen werden zusätzlich Glückshormon-Ausschüttungen ausgelöst, sodass fehlende Erfolgserlebnisse kompensiert werden können.
Digitale Kompetenz als Ressource zur Demokratiestärkung
Fake-News, Bullshit und irreführende Nachrichten werden durch die Algorithmen der sozialen Medien bevorzugt verbreitet. Gleiches gilt für kurze aufreißerische Artikel und Memes. Dies haben demokratiefeindliche Kräfte erkannt und so bespielen sie den digitalen Raum in hohem Maße, wobei ihre Zielgruppe meist Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind. Inwiefern sie damit erfolgreich sind und die Wahlerfolge der AfD bei den zurückliegenden Wahlen bei dieser Altersgruppe damit in Verbindung stehen, muss weiter erforscht werden. Digitale Kompetenzen bei Jugendlichen können ihnen helfen, seriöse Nachrichten von Fake-News und Bullshit zu unterscheiden und bieten die Möglichkeit, radikalen Kräften entgegenzuwirken. Somit kann Medienbildung eine Ressource sein, die Demokratie zu stützen und zu stärken.
Medienbildung bei FAIR.STÄRKEN e.V.
Der Verein empowert seit Jahren Kinder und Jugendliche zu sozial kompetenten, resilienten und selbstbewussten jungen Menschen und fördert damit ihre Teilhabe- und Entwicklungschancen in unserer Gesellschaft. Die Vermittlung von Kompetenzen in der digitalen Welt, auch im Hinblick auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, ist ein weiterer Aspekt auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit.
Das Projekt Gemeinsam stark im Netz stellt eine zusätzliche Bildungseinheit dar, die in bereits bestehenden Gruppen zum Sozialen Lernen durchgeführt wird. Ein Schwerpunkt ist das Cybermobbing: Die Teilnehmenden werden zunächst für das Thema sensibilisiert. Mit Methoden aus dem Gewaltpräventionsbereich, z.B. Täter-Opfer-Rollenspiele wird die Empathie-Kompetenz der Jugendlichen gestärkt. Außerdem erfahren sie, wo es Schutz- und Hilfemöglichkeiten für Betroffene gibt.
In einem weiteren Modul lernen sie, wie sie in den unterschiedlichen Kanälen ihre Privatsphäre schützen und werden über Gefahren von Cyberkriminalität aufgeklärt.
Das Thema „Fake-News“ wird intensiv bearbeitet – die Jugendlichen lernen, wie sie typische manipulierende Botschaften erkennen, welche Absichten dahinter stecken können und wie sie Text- und Bildsprache hinterfragen können. Gemeinsam wird eine Check-Liste erstellt, durch die die Echtheit von Nachrichten geprüft werden kann. Zusätzlich werden Fact-Check-Websites vorgestellt.
Wirkungen der Medienbildung
Die Jugendlichen entwickeln einen gesunden, verantwortungsvollen, kritischen und gewinnbringenden Umgang mit der digitalen Welt. Sie sind sensibilisiert für Gefahren aus den Sozialen Medien, können Desinformationen leichter identifizieren bzw. haben gelernt, die Glaubhaftigkeit bestimmter Meldungen zu hinterfragen. Das Risiko, selbst Opfer vieler dieser negativen Einflüsse aus dem Internet zu werden, sinkt.
Am Tag der Zivilcourage (19.09.) werden alle Menschen dazu aufgefordert, sich in der Öffentlichkeit für den Schutz ihrer Mitmenschen auszuweiten. Für Jugendliche findet diese Öffentlichkeit auch im digitalen Lebensraum statt. Durch die Medienbildung von FAIR.STÄRKEN werden den Jugendlichen Handlungsmöglichkeiten gezeigt, auch im Internet für sich und ihre Mitmenschen einzustehen und aktiv gegen Cybermobbing, Cyberkriminalität und Fake-News die Stimme bzw. die Tastatur zu erheben. Und dies nicht nur an einem symbolischen Tag im Jahr, sondern am besten an allen Tagen und in allen Lebenslagen.
Wir danken der DATEV-Stiftung für die Anschubfinanzierung bei diesem Projekt. Wir wollen es deutlich ausweiten und in allen Gruppen über die Nutzung des Internets und der sozialen Medien reden und die Jugendlichen fit machen für kritische Mediennutzung.
Fotos Unsplash: Gaselle Marcel (Titelbild); NkNi
Spannender Besuch: Jugendliche im Landtag NRW
Demokratie hautnah: Jugendliche besuchen den Landtag NRW
„Wie sieht Ihr Tag im Landtag aus? Wie ist die Arbeit mit der CDU? Was tun die Grünen gegen Mobbing in der Schule?“
Die Jugendlichen von FAIR.STÄRKEN stellten der Landtagsabgeordneten Eileen Wöstmann von der Grünen Fraktion diese und viele andere Fragen. Sie waren begeistert dabei als Eileen Woestmann ihnen eine Stunde lang Rede und Antwort stand. Auf ihre Einladung hin fanden sich sehr schnell Jugendliche aus unseren Gruppen zwischen 12 und 17 Jahren, die gerne den Landtag kennenlernen wollten. Schließlich waren wir eine Gruppe von 18 politisch interessierten Menschen.
Demokratie lernen
Die Landtagsbesuche sind gut organisiert. Erst ein bisschen Unterricht: Wo tagte der Landtag nach dem Krieg? Warum hat das Gebäude so viel Glas? Warum ist das Gebäude mittlerweile schon viel zu klein? Was macht der Landtag überhaupt?
Obwohl uns ein Vortrag präsentiert wurde, waren die Jugendlichen ganz mittendrin und stellten Fragen. Ich war wirklich erstaunt, dass gerade die jüngsten sich mehrmals zu Wort meldeten 😊
Politische Bildung für Jugendliche in NRW
Dann wurde es spannend: wir durften auf die Besuchertribüne und unten lief die Plenarsitzung in echt! Was ich nicht erwartet hätte: Die Jugendlichen hörten richtig zu und nahmen teil. Es ging um das beabsichtigte Ende des Kohleabbaus 2030. Teilweise wurde heftig diskutiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass die sich so fetzen. Ganz schön hart!“ kommentierte Sandra hinterher. Alle Parteien kamen zu Wort, sogar der Ministerin konnten wir zuhören.
Wir mussten uns alle sehr benehmen: durften keine Fotos machen, keine sms schreiben, mussten gerade sitzen und sehr still sein. Es war eine Herausforderung, aber: es klappte!!!! Ist auch schön für die Eltern, das zu hören – oder?
Lokalpolitik hautnah
Der Höhepunkt war tatsächlich die Frage- und Antwortstunde mit „unserer“ Abgeordneten. Auf die Frage von Carlotta, wie Eileen und die Grünen zum Gender Pay Gap stehen, gab Eileen Woestmann deutlich zu verstehen, dass sie hier einen breiten gesellschaftlichen Wandel weiter befördern möchten. Die Geschlechterunterschiede in der Bezahlung hingen natürlich vor allem mit der Tatsache zusammen, dass die Care-Arbeit in unserer Gesellschaft immer noch weitgehend von Frauen übernommen würde und dann weniger Zeit zum Arbeiten und für die Karriere bliebe. Es müssen von der Politik gute Rahmenbedingungen für Betreuungsstrukturen sowie Anreize für Pflege und Betreuung von Kindern und älteren Menschen durch beide Geschlechter gegeben werden.
Eileen Woestmann und Social Media
Dann ging es länger um Cybermobbing und Fake News in den Sozialen Medien. Hier hätten auch die Grünen keine Patentlösung. Es sei eine Herausforderung, diesen Negativentwicklungen im Internet zu begegnen. Die Grünen bewegten sich mittlerweile auf TikTok, Eileen Woestmann persönlich tut es bewusst nicht. Es brauche mehr Regeln und Verpflichtungen zu demokratischen Inhalten für die Plattformen. Auch ein paar persönliche Fragen gingen an Eileen, die sie wirklich ehrlich beantwortete. Ich glaube, nicht nur ich war am Ende beseelt von so viel Offenheit und gutem Austausch!
Danke an Eileen und an euch FAIR.STÄRKEN–Jugendliche! Ich fand es einen wunderbaren Nachmittag mit euch 😊 Eure Mechthild
Politische Bildung als Teil unserer Sozialtrainings
Unsere Gruppentrainings zum Sozialen Lernen ergänzen wir immer wieder mit besonderen Highlights. Die Kinder und Jugendlichen sollen spüren, dass die teilhaben können in unserer demokratischen Gesellschaft. Demokratiebildung, Politische Bildung und gelebte Partizipation werden bei uns großgeschrieben. Oftmals kommen sie aus Elternhäusern, die unpolitisch sind oder dem Staat eher kritisch gegenüberstehen. Mit Besuchen lokaler und regionaler Einrichtungen, wie z.B. dem Düsseldorfer Landtag, erleben die Kinder und Jugendlichen Kommunalpolitik hautnah, auch in Form von Begegnungen mit Abgeordneten. Darüber hinaus werden sie befähigt und motiviert, demokratisch zu kommunizieren, sich für gesellschaftspolitische Themen zu interessieren und erfahren Möglichkeiten des politischen Engagements. Durch einen regelmäßig stattfindenden Wertedialog werden demokratische Haltungen und Handlungskompetenzen gestärkt. Eine wichtige Basis für unsere Arbeit gegen Extremismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
„Ich kann mir durchaus vorstellen, Politikerin zu werden. Aber wenn, dann Außenministerin.“ Ein Mädchen nach dem Besuchstag
Besuch der Starken Mädchen im Verein
Starke Mädchen zu Besuch in den Vereinsbüros
Heute hat sich Besuch in den „heiligen Hallen“ unseres Vereins angekündigt. Eine unserer Mädchengruppen wollte unbedingt wissen, wo FAIR.STÄRKEN seine Büros hat und wie wir hier so arbeiten. Außerdem lernen die Mädchen, die nicht so oft aus ihrem Sozialraum herauskommen, ihre Stadt besser kennen und sich in ihr zu orientieren. Welche U-Bahnen fahren wohin? Wo muss ich umsteigen?
Gemeinsam gesund kochen
Das Treffen wurde mit einem Gärtnerinnen-Koch-Event auf unserer, an die Seminarräumlichkeiten grenzende Terrasse verbunden. Einige Mädchen aus der Gruppe meldeten sich freiwillig zur Pflanz-und-Ernte-Truppe, während die anderen sich daran machten, schon einmal Obst und Gemüse zu schnippeln, Soßen zu rühren, Falafel und veganes Fleisch anzubraten.
Für ihre Trainerin Aline war es wichtig zu zeigen, dass man auch ohne Fleisch und ohne großen Aufwand ganz schnell etwas Leckeres und Gesundes zubereiten kann. Und so gibt es heute, kreativ belegte Wraps und frische Erdbeeren.
Gartenarbeit macht Spaß
Unsere Kollegin Astrid ist unsere Gartenexpertin und zeigt den Mädchen, welche Arbeiten zu dieser Jahreszeit so anstehen. Gemeinsam werden Paprika anpflanzt, Kräuter und Rote Beete geerntet und die Küchenabfälle in die Beete gemulcht. Kleine Krabbeltiere werden vorsichtig an die Seite gesetzt. Die Mädchen lernen, dass jedes Lebewesen seine Aufgabe im Ökosystem hat und auch, wie Lebensmittel produziert werden.
FAIR.STÄRKEN-Lern- und Erlebnisgarten
Unsere grüne Oase mitten in der Innenstadt haben wir 2020 unter dem Motto #BeetestattBeton ins Leben gerufen. Auf etwa 65 m² bieten Hochbeete mit einer Vielzahl von Pflanzen, Insektenhotels, Vogelfutterspender und einer Wurmkiste Lebensraum für Insekten und Vögel. Die Kinder und Jugendlichen lernen hier praktische Fähigkeiten im Umgang mit Flora und Fauna und bekommen gleichzeitig ein Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz.
Zum Abschluss ging es noch auf einen kurzen Besuch in unsere Verwaltungsetage. Die Kolleginnen erzählten etwas über ihre Aufgabenbereiche. Und Fragen wie, „Wer macht hier eigentlich die Instagram-Posts?“, wurden beantwortet. Schnell wurden freie Arbeitsplätze gekapert und der Kopierer ausprobiert.
Insgesamt ein schöner und abwechslungsreicher Nachmittag für die Mädchen. Die Rückfahrt über den Rhein traten sie dann schon ganz allein, ohne Begleitung ihrer Trainerin, an.
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.
Bericht: Claudia Heinrich
Zuhause in Köln – Für geflüchtete junge Menschen
Zuhause in Köln – Für geflüchtete junge Menschen
Seit Kriegsbeginn leben viele Ukrainerinnen mit ihren Kindern in Kölner Wohnheimen für Geflüchtete. Der Verein FAIR.STÄRKEN ist in einigen Unterkünften mit pädagogischen Fachkräften aktiv und unterstützt die Familien mit traumasensibler Gruppenarbeit.
Dank der Förderung durch die Deutsche Postcode Lotterie konnte die bereits 2022 begonnene Arbeit des Vereins nahtlos weitergeführt werden.
Traumasensible Pädagogik im Geflüchtetenwohnheim
Die traumasensiblen pädagogischen Methoden helfen den Kindern und Jugendlichen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Bewegungs- und Kreativspiele ermöglichten ihnen, schöne Stunden zu verleben und anzukommen.
Kreativspiele
Kreativität hilft Kindern und Jugendlichen, sich auszudrücken. Sie fördert und fordert ihre Konzentration.
Sprach-Lern-Spiele
Vielfältige Spielangebote ermöglichen den Kindern unterschiedliche Anknüpfungspunkte. Gerade Kinder mit traumatischen Erlebnissen entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo – Zeit, die man ihnen geben muss.
Mit Hilfe unserer Pädagog:innen lernen sie erste Begriffe in deutscher Sprache. Sie verspüren Lernerfolge und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt. Gemeinsam mit den Kölner Kindern können so Sprachbarrieren überwunden werden, eine gute Basis für gelingende Integration.
Gemeinsam Musizieren
Ganz ohne Sprache gelingt ein Beziehungsaufbau durch die heilende Wirkung der Musik. Beim gemeinsamen Musizieren machen die Kinder wieder Erfahrungen einer Verbundenheit und Synchronie, die oft durch traumatische Erlebnisse gestört wird.
Kletterpark
Bewegungsorientierte Spiele sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Die Kinder haben Spaß und können ihr Körpergefühl verbessern. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt und sie sammeln Selbstwirksamkeitserfahrungen.
Ausflüge in die Stadt
Für die geflüchteten Kinder ist es wichtig, schnell ihre neue Heimat kennenzulernen und wieder sozial eingebunden zu sein. Die Kölner:innen zeigen gern ihre Lieblingsplätze. Immer wieder ein Erlebnis: ein Besuch des Kölner Doms.
Naturerlebnisse
Ob ein Ausflug in den Streichelzoo oder die Ferienfahrt auf den Reiterhof. Begegnungen mit Tieren spielen eine wichtige Rolle, nicht nur bei traumatisierten Menschen. Sie helfen Stress zu reduzieren, lehren Verantwortung und Empathie.
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.
FAIR.STÄRKEN sagt Danke auch im Namen der Kinder!
Bildung für nachhaltige Entwicklung bei FAIR.STÄRKEN
Bildung für nachhaltige Entwicklung bei FAIR.STÄRKEN
Kinder und Jugendliche müssen sich heute mit einer Vielzahl an Problemen auseinandersetzen. Klimawandel und Umweltzerstörung sind nur einige davon. Allerdings sind sie es, die am meisten davon betroffen sein werden. Oft sind es Kinder und Jugendliche aus bildungsbürgerlichem Umfeld, die sich daher in Naturschutzgruppen, bei Müllsammelaktionen und nicht zuletzt in der Fridays for Futur-Bewegung engagieren – in der Regel geleitet und unterstützt durch das Elternhaus und die schulische Umgebung. Durch ihren Aktivismus nehmen sie gleichzeitig am gesellschaftlichen Diskurs teil und erfahren durch die Zugehörigkeit Selbstwirksamkeit, Bestätigung und ein Erstarken ihrer Persönlichkeit. Kinder und Jugendliche aus einem armen und oft eher bildungsfernem Elternhaus haben diese Unterstützung in viel geringerem Maße.
Zukunftsängste nehmen
FAIR.STÄRKEN e.V. lebt nicht erst seit Errichtung unseres Lern- und Erlebnisgartens und unseres nachhaltigen Tipi-Dorfes den Nachhaltigkeits- und Naturschutzgedanken innerhalb und außerhalb der Organisation. Die Mitarbeitenden engagieren sich ebenfalls beruflich wie privat.
In unseren Sozialtrainings haben wir gemerkt, dass die Kinder und Jugendlichen aus unseren Gruppen teilweise großes Interesse an der Klima- und Umweltschutzthematik haben. Andere möchten wir dazu ermutigen, sich ebenfalls zu beteiligen und ihr Interesse wecken.
Mit lebensweltnahen und erlebnisorientierten Methoden möchten wir die Selbstwirksamkeitserfahrungen und die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen stärken, sich aktiv in punkto Umwelt- und Klimaschutz zu beteiligen.
Wissensspiele und Mediengebrauch
In kleinen Gruppen erforschen die Jugendlichen durch Wissensspiele und den Gebrauch von Medien die Thematik. Zum Beispiel durch gemeinsames Anschauen und anschließender Gesprächsrunde der Dokumentation: „Kinder der Klimakrise – 4 Mädchen, 3 Kontinente, 1 Mission.“ Gleichaltrige aus verschiedenen Teilen der Welt berichten über die Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Klimawandel für ihr Land und ihre Zukunft. Zusammenhänge und Handlungsmöglichkeiten werden so selbstständig erarbeitet.
Ausflüge und naturnahe Ferienfahrten
Gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel in den BUND-Naturerlebnisgarten in Köln-Klettenberg, ermöglichen den Kindern und Jugendlichen, ihr Wissen über Nachhaltigkeit praxisnah z.B. in Workshops umzusetzen. Sie erfahren, wie Natur nachhaltig genutzt werden kann und wie ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt sein sollte.
Erlebnisse in und mit der Natur können die Kinder und Jugendlichen auf mehrtägigen Ferienfahrten z.B. in unser Tipi-Dorf oder den Reiter- und Biobauernhof Nengshof in der Eifel sammeln. Die Begegnungen mit den Tieren und Aufenthalte in der Natur lassen sie ganz neue, oft bisher unbekannte Erfahrungen machen, Ängste überwinden und gestärkt daraus hervorgehen.
Umweltschutz im Alltag und DIY-Projekte
Auch will unser Lern- und Erlebnisgarten weiterhin instand gehalten und erweitert werden. Gemeinsam wird hier Gemüse und Obst angebaut, die Beete gepflegt und später abgeerntet. Je nach Jahreszeit werden Samen gesammelt, Kräuter getrocknet oder aus geerntetem Gemüse zusammen eine Mahlzeit zubereitet. Dabei werden u.a. spezifische Themen wie Städteklima, Insektensterben und regionale Landwirtschaft, aber auch übergeordnete Themen wie Klimawandel, Artensterben, Ressourcenverbrauch, fairer Handel oder gesunde Ernährung praxisnah vermittelt. Außerdem muss man fürs Gärtnern eine gewissen Geduld an den Tag legen und Verantwortung tragen, z.B. regelmäßiges Gießen. Wenn am Ende ein schöner Ertrag aus selbstgezogenen Bio-Produkten entsteht, werden die Teilnehmenden stolz über das von ihnen Erschaffene sein. Handwerkliche Fähigkeiten und Fingerspitzengefühl werden beim Bau von Insektenhotels und Vogelhäusern oder bei der Herstellung von Upcycling-Produkten wie Naturkosmetik und nachhaltige Haushaltsprodukte gefordert und gefördert.
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.
Laureus Sport for Good – Treffen in Österreich 2023
Laureus Sport for Good – Eindrücke vom Treffen in Österreich
Im Oktober fand ein wunderbares Treffen von Laureus Sport for Good mit den deutschsprachigen Projektpartner:innen und vielen Botschafter:innen in den Alpen statt. Und ich durfte dabei sein!
Alle haben ein Ziel: Kinder und Jugendliche mit sportbasierten Projekten stärken und auf ihrem Lebensweg unterstützen. Bewegung und Sport gepaart mit guter Pädagogik und leichtem Zugang zum Angebot – die Kinder und Jugendlichen nehmen ungeheuer viel mit. Das hat uns schon der erste Nachmittag vor Augen geführt, als sich alle Projekte mit einer kurzen Präsentation vorgestellt haben. Nicht nur die Botschafter, auch ich selbst waren beeindruckt, welchen Impact, welche Wirkung wir bei den mehreren Tausend Kindern und Jugendlichen alle zusammen erreichen.
Entwickeln neuer Lebensstrategien
Berliner Jugendliche mit Traumaerfahrungen surfen auf den Wellen der Nordsee und entwickeln neue Lebensstrategien. Münchner Kinder aus Stadtteilen, in denen viel Armut herrscht, begeistern sich fürs Skateboardfahren, haben gemeinsam Spaß und wachsen über sich hinaus. Stuttgarter Kinder machen Grenzerfahrungen bei einer Wander- und Klettertour in den Alpen. Kölner Kinder aus Porz-Finkenberg und Meschenich lernen mit FAIR.STÄRKEN ein Jahr lang, wieviel Spaß eine regelmäßige Gruppe mit Regeln und Respekt macht, in der sie die Aktivitäten selbst mitbestimmen wie Skate-Board fahren, Parcour laufen oder Basketball spielen und Ferien auf einem Reiterhof verbringen können.
Partizipativer Kinderschutz
Das Team von Laureus Deutschland hatte zweieinhalb kurzweilige Tage organisiert, die – wie immer – richtig Spaß gemacht haben. Da gibt es KEINEN langweiligen Konferenzraum oder etwa stundenlanges Sitzen. In intensiven Workshops haben wir partizipativen Kinderschutz und neue Wege in der Personalführung der Gen Z erarbeitet. Dabei gab es neue Wege in jeder Hinsicht: Spaziergang steinigen Weg bergauf: Herausforderungen sammeln. Leichten Weg bergab: Ressourcen benennen. Ach, herrlich wars!
Am Nachmittag stand noch eine Wanderung hoch hinaus zur Alm – natürlich Laureuslike – mit verschiedenen Challenges an. Auch die Botschafter haben mitgemacht – die sind ja auch alles Sportler 😊: z.B. Martin Braxenthaler, der mehrfache Olympiasieger im Mono-Skifahren bei den Paralympics und mehrfache Weltmeister. Oder Elias Elhardt, der weltweit bekannte herausragende Freeride-Snowboarder. Abends bei der Brettljause hatten wir so viel Gruppendynamik, dass es tolle Gespräche gab und schöner kaum hätte sein können.
Wiedersehen mit „alten“ Bekannten
Wie gut, dass es Laureus gibt und wir Teil dieser Familie sein dürfen! Nicht nur die jahrelange, große Unterstützung unserer Projekte ist ein Schatz für unsere Arbeit bei FAIR.STÄRKEN. Auch der persönliche Austausch mit der Laureus-Staff und den Projektpartnern ist mehr als Gold. Und ein ganz persönliches Highlight war das Wiedersehen mit „unserem“ langjährigen Botschafter, dem Judoka Ole Bischof.
Danke für Alles!
Mechthild Böll
Gewaltprävention und was wollen Jugendliche?
Die große Mehrheit der Jugendlichen will friedlich und gewaltfrei leben –
… und wir sind alle aufgefordert, dies zu unterstützen!
In unserer Arbeit bei FAIR.STÄRKEN stellen wir immer wieder fest, dass die Kinder und Jugendlichen sich nach einer friedlichen Welt sehnen, dass sie schöne Stunden verbringen und lachen wollen, dass sie sich Ordnung und Übersichtlichkeit wünschen und dass sie das Miteinander und Zusammensein genießen. Für die professionelle Haltung in der Gewaltprävention ist die Kenntnis dieser jugendlichen Wünsche elementar.
Kölner Polizeibericht zur Entwicklung der Jugendkriminalität
Schauen wir uns den aktuellen Kölner Polizeibericht zur Entwicklung der Jugendkriminalität in Köln bis Ende 2022 an.
Zwar ist 2022 im Vergleich zu 2021 eine Steigerung aller kriminellen Aktivitäten und der Tatverdächtigen zu verzeichnen. Das war allerdings zu erwarten, da im Lockdown und während der Kontakteinschränkungen 2020 und 2021 es auch zu weniger angezeigten und tatsächlichen Vorfällen kam. Vergleichen wir die Zahlen von 2022 mit dem Jahr 2019 (vor der Pandemie), ergibt sich jedoch ein anderes Bild.
Jugendliche probieren sich aus
Wir haben einen leichten Anstieg der Tatverdächtigen bei den unter 14-Jährigen und den 14- bis 18-Jährigen. Werden die 18- bis 21-Jährigen betrachtet, sehen wir einen Rückgang der Tatverdächtigen gegenüber 2019 sogar um ca. 20 %. Das entspricht der Kriminalitätsforschung. Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren probieren sich aus und verüben auch gehäuft ab und zu leichte Vergehen. Doch wenn sie älter werden, lassen sie das auch wieder sein. Ganz anders sieht die Lage aber aus, wenn wir einzelne Straftaten genauer unter die Lupe nehmen: Gewaltkriminalität und Straßenkriminalität hat bei den unter 18-Jährigen um 12-25 % zugenommen. 10 % dieser Tatverdächtigen sind „Intensivtäter“, das heißt verübten fünf oder mehr Straftaten.
Erfolge präventiver Maßnahmen gegen Gewalt bei Jugendlichen
Diese statistischen Daten entsprechen auch unserer Erfahrung in Köln. Die große Mehrheit der Jugendlichen ist eher friedlich oder probiert sich aus, es fruchten die pädagogischen und präventiven Maßnahmen, die FAIR.STÄRKEN und andere Träger und Institutionen für die Kinder und Jugendlichen unternehmen und anbieten. Doch es gibt eine wachsende Gruppe an Jugendlichen, die gewalttätig werden – insbesondere mit schweren Gewalttaten. Hier bedarf es neuer und intensiver Bemühungen, um die Ausweitung von Gewalttaten zu verhindern und gegenzusteuern.
Es ist sicherer, keine Waffe zu tragen
Jugendliche, die sich unsicher fühlen, tragen manchmal Messer oder andere Waffen mit sich – um sich vermeintlich verteidigen zu können. Aber das ist ein Trugschluss! Für alle ist es am sichersten, gewalttätigen Konflikten aus dem Weg zu gehen (wenn nötig, wegzulaufen!) und KEINE Waffe mit sich zu tragen!
#KölnSafe – Kampagne gegen Gewalt und Waffengebrauch
Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Gewaltprävention (für Jugendliche in Köln nach §78 Kinder- und Jugendhilfegesetz) haben wir nun – auch partizipativ mit Jugendlichen – eine digitale Kampagne entwickelt und umgesetzt, die gegen Gewalt und Waffengebrauch auf der Straße spricht: #KölnSafe. Jugendliche und Fachkräfte setzen sich dafür ein, keine Waffen in der Tasche zu haben und so sicherer zu leben.
Bei der Entwicklung der Kampagne durch Jugendliche wurde aber eines besonders deutlich: Sie wünschen sich mehr Freizeitangebote am Nachmittag und frühen Abend in JEDEM Stadtteil. #KölnSafe hat das aufgegriffen und veröffentlicht diese Angebote nun kompakt auf www.koelnsafe.de .
Damit sind WIR ALLE aufgefordert – die pädagogischen Sozialträger, die Sportvereine, die kirchlichen Träger, die gesamte Zivilgesellschaft, die Politik – mehr anregende und abwechslungsreiche, kostenfreie und niedrigschwellige Angebote wohnortnah für Kinder und Jugendliche zu konzipieren.
Packen wir es gemeinsam an! FAIR.STÄRKEN bietet bereits 40 verschiedene Gruppen am Nachmittag an. Wir werden das ausbauen – am besten zusammen mit den Jugendlichen in den Stadtteilen.
Mechthild Böll
„Das Glück der Erde …“ – Reiterferien auf dem Nengshof
„Das Glück der Erde …“ – Reiterferien auf dem Nengshof
Kinder und Tiere haben eine ganz besondere Beziehung. Der Einfluss von Tieren ist prägend für die Entwicklung von Heranwachsenden. Positive Erlebnisse mit Tieren reduzieren den Stress, motivieren zu mehr Bewegung und fördern Verantwortungsbewusstsein und Empathie.
Das ist auch der Grund, weshalb bei unseren FAIR.STÄRKEN-Ferienfreizeiten ein Aufenthalt auf dem Reiter- und Bauernhof Nengshof in der Eifel dazugehört.
„… auf dem Rücken der Pferde“
Auf dem Hof gibt es nicht nur für (Stadt)Kinder- und Jugendliche viel zu erleben und zu lernen. Natürlich stehen die Tiere, besonders die Pferde, im Mittelpunkt.
Aber auch der Hof an sich bietet neben Reiterferien abwechslungsreiche Aktivitäten an: Von der Mithilfe bei der Kirschernte bis zum Heuballen-Verladen … Jede Jahreszeit hat ihre Besonderheiten und ihre Highlights, ganz im Rhythmus der Natur.
Darüber hinaus bietet die malerische Eifelumgebung interessante Wanderwege, Pfade für Entdeckungstouren und Strecken für die vom Nengshof angebotenen Kutschfahrten. Viele Gewässer in der nahen Umgebung versprechen eine willkommene Abkühlung an heißen Sommertagen.
Auf dem Reiterhof gibt es jeden Tag geführte Ausritte in die Natur oder Reitstunden auf dem Platz. . Hier ist für jede/n Besucher:in etwas dabei. Aber schon allein die Nähe zu den Tieren hat eine große psychologische Wirkung auf die Kinder. Durch den heilsamen Körperkontakt zu den Pferden können die Kinder Wärme spüren und die unmittelbare und wertfreie Reaktion auf das eigene Handeln erfahren. Die Tiere zeigen Vertrauen, wenn die Menschen Vertrauen in sie haben. Die Körpersprache, die Kontrolle des eigenen Körpers, ist von besonderer Bedeutung. Die Kinder lernen, sich selbst zu kontrollieren und Angst abzubauen – und erhalten sofort den Lohn von den Pferden.
Verantwortung übernehmen
Aber die Pferde nur zu reiten ist nicht alles. Die Tiere werden von ihren Reiter:innen auch gestriegelt und gefüttert. Wer möchte, kann auch beim Stall saubermachen mit anpacken. So lernen die Kinder und Jugendlichen, dass zur Haltung eines Tieres mehr gehört, und man für das andere Leben auch Verantwortung trägt. Das gilt natürlich auch für die anderen vier- und zweibeinigen Bewohner:innen des Hofes, die sich ebenfalls neugierig und vertrauensvoll von den Neuankömmlingen verwöhnen lassen. Da es sich um einen richtigen Bio-Bauernhof handelt, erfahren die Kinder und Jugendlichen auch, wer möglicherweise ihre Frühstückseier legt und wo ihre Milch für den Kakao herkommen könnte.
Regeln einhalten und Teilhabe
Natürlich verlieren die Regeln aus unseren Gruppentrainings bei den Ferienausflügen nicht an Gültigkeit. Partizipation der Teilnehmenden wird großgeschrieben und Entscheidungen werden demokratisch getroffen. Das gilt für gemeinsame Essensvorbereitungen genauso wie für die Gestaltung des Programms. Regeleinhaltung, Kommunikation und Kooperation in der Gruppe werden durch kooperative Abenteuerspiele in der Natur umgesetzt und in Reflexionsphasen besprochen.
Die Natur bietet ideale Bedingungen, um Stress abzubauen, Selbstwirksamkeit zu erfahren und Vertrauen aufzubauen – sowohl zu den Tieren als auch zu anderen Menschen.
Am Ende ist ein friedliches und tolerantes Miteinander wichtig, damit alle gemeinsam die Ferienfahrt auf dem Nengshof auch so richtig genießen, zusammenspielen und vielleicht neue Freundschaften schließen können.
Viele der Kinder und Jugendliche kommen aus Familien, die oftmals nicht die Mittel haben, ihrem Nachwuchs abwechslungsreiche Ferien oder sogar eine Urlaubsreise zu ermöglichen. Dank unserer großartigen Unterstützer:innen und Förderer haben nun auch diese kleinen Abenteurer ihren Mitschüler:innen jede Menge Ferienerlebnisse zu berichten. Sie sind ausgeglichen, können mit Gleichaltrigen mithalten und gehen motiviert ins neue Schuljahr.
Bericht: Claudia Heinrich
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.
„Rein ins Abenteuer" – Ferienfreizeit in unserem Tipi-Dorf
„Rein ins Abenteuer“ – Ferienfreizeit in unserem Tipi-Dorf
Sommerzeit heißt Reisezeit: Auf unsere Kinder aus den Gruppentrainings warten auch in diesem ein paar erlebnisreiche Tage bei den von FAIR.STÄRKEN organisierten Ferienfreizeiten: z. B. in unserem Tipi-Dorf in der Eifel. Dieses baut das FAIR.STÄRKEN-Team in jedem Frühjahr für die kommende Saison mit vereinten Kräften und viel Engagement immer wieder nach der Winterruhe auf (siehe unseren Blog-Beitrag).
Sechs weiße Tipi-Zelte versammeln sich im Kreis in einer kleinen Lichtung. An der Feuerstelle, direkt nebenan, lodert praktisch ununterbrochen ein Feuer. Eine spartanisch, aber mit allem Notwendigen eingerichtete Küche, ein umfunktionierter Bauwagen, der als Lager und Vorratsraum dient und ein sehr „natürlich“ ausgestattetes Toilettenhäuschen.
Duschen kann man in einem dafür extra aufgestellten kleinen Duschhäuschen in der Nähe. Strom gibt es nur an einer Stelle, um zum Beispiel Handys aufzuladen. WLan – Fehlanzeige. Für viele Jugendliche, für die der tägliche Medienkonsum zur Normalität gehört, ist das zunächst unvorstellbar. Einer unserer Trainer weiß zu berichten, dass die Kinder „förmlich an ihren Handys geklebt haben“. Deshalb ist es wichtig, ihnen Alternativen zu zeigen, und vor allem, dass diese auch sehr viel Spaß bringen können.
Natur erleben
Unser Tipi-Dorf ist wie geschaffen für eine Ferienfreizeit mit Spaß und Abenteuer, denn das eigentliche Highlight ist nämlich die schöne Natur rundherum. Tag und Nacht rauscht das Wasser im Flüsschen Kyll direkt am Camp vorbei. Darüber führt eine selbst gebaute Holzbrücke zum anderen Ufer, wo ein Volleyballfeld, eine Lagune zum Baden und viel Natur zu entdecken ist.
Anfängliche Skepsis der eintreffenden Gäste über die örtlichen Gegebenheiten, hier irgendwo im Nirgendwo, weichen schnell der Begeisterung für das Neue und die Neugier auf das Kommende. Es bleibt keine Zeit, sich weiter Gedanken zu machen. Es müssen die Schlafplätze für die Nacht verteilt, die Zelte eingerichtet, die Feldbetten bezogen werden.
Aufgaben und Regeln
Es werden die Aufgaben und Regeln für die folgenden Tage besprochen und die jeweiligen Teams für die Küchendienste, zum Einkaufen etc. eingeteilt und auf einem Blatt auf der Lagertür festgehalten.
So weiß Team „Paprika“, dass es morgen Abend mit dem Abwasch dran ist. Handys werden um 21 Uhr „schlafen“ geschickt.
Die Kinder und Jugendlichen sollen lernen, sich an demokratische Regeln zu halten und Verantwortung zu übernehmen. Der Tagesablauf erfährt dadurch eine Struktur, und sie erfahren Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstbewusstsein. In der Gruppe erlangen sie erste Erfolge und spüren den Teamgeist. Und es macht natürlich auch Spaß, wenn sie merken, dass alle zusammen ein tolles Ergebnis erzielen können.
Kreativität und Teamgeist
Die Ferienfreizeiten hier im Tipi-Dorf in Jünkerath in der Eifel dauern meistens fünf Tage. In dieser Zeit können die Jugendlichen viele verschiedene Spiele ausprobieren, wobei, Konzentration, Geschicklichkeit, Kreativität und Teamgeist gefördert werden.
Zum Beispiel lernen sie beim intuitiven Bogenschießen, unter der Leitung des Outdoor-Pädagogen Helmar, wie durch das abwechselnde An- und Entspannen des Körpers Stress abgebaut und Blockaden gelöst werden können. Beim Erstellen selbst gebatikter T-Shirts oder Basteln mit Naturmaterialien können die Jugendlichen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ausflüge zum nahe gelegenen See oder ein Sprung in die Lagune bringen eine erfrischende Abkühlung bei heißen Sommertemperaturen. Wer lieber in der Hängematte chillen möchte, kann dies gern tun. Abends versammelt sich die Gruppe am Lagerfeuer – manchmal auch mit Gitarrenbegleitung. Schnell ist ein Stock angespitzt und Marshmallow, Stockbrot und Co. werden über der gemütlichen Flamme gegart. Auch Burger brutzeln über dem offenen Feuer.
Ängste überwinden und Mut zusprechen
Bei der obligatorischen Nachtwanderung lernen die Kinder und Jugendlichen, ihre Ängste zu überwinden, sie sprechen sich gegenseitig Mut zu und lernen einander zu vertrauen.
Nach der gemeinsamen Zeit in Tipi-Dorf fällt den meisten der Abschied schwer. Die kleine Gruppe ist näher zusammengewachsen, teilen gemeinsame Erlebnisse und haben nach den Ferien in der Klasse auch etwas ganz Besonderes zu berichten.
Diese und andere Ferienfahrten sind nur mit der Unterstützung unserer treuen Spender:innen und Förderer möglich. Vielen Dank an euch, dass jedes Jahr viele Kinder und Jugendliche, die sonst keine Möglichkeiten haben, wie andere mit ihren Eltern in den Urlaub zufahren, unvergessliche
Erlebnisse beschert werden können.
Redaktion: Claudia Heinrich
Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V.