5 Jahre FAIR.STÄRKEN – Interview mit Mechthild Böll
5 JAHRE FAIR.STÄRKEN – EIN INTERVIEW MIT MECHTHILD BÖLL
2018 hat der Verein FAIR.STÄRKEN e.V. seine Büroräume im Herzen von Köln bezogen. Mechthild Böll, Mitbegründerin und geschäftsführende Vorständin, kann seit dem auf gute und nicht so gute Ereignisse zurückblicken … denkt aber niemals ans Aufgeben. Wir haben sie zu einem Interview gebeten.
1. FAIR.STÄRKEN feiert in diesem Jahr sein 5-jähriges Bestehen. Wie geht es dir dabei?
Kinder, wie die Zeit vergeht! Ich bin ehrlich gesagt unglaublich stolz auf unseren Verein, auf alle Mitarbeitenden, dass wir es tatsächlich geschafft haben, in 5 Jahren eine in Köln etablierte Präventionseinrichtung zu werden. Unsere Angebote werden sehr gut nachgefragt – das hat eine gute und eine schlechte Seite. Die gute: wir alle haben sinnvolle Arbeit mit echter Wirkung. Die schlechte: Die deutlich steigende Nachfrage ist auch ein Zeichen, dass viele Kinder und Jugendliche nach der langen Corona-Pause im Kinderleben vielfach bedürftig sind. Sie sind psychisch belastet und brauchen Sinn und Perspektiven und das Gefühl, dass sie gut sind, wie sie sind. Wir merken heute, dass unsere Arbeit wichtiger denn je ist.
2. Rückblickend auf die letzten 5-Jahre: Wofür bist du besonders dankbar und welche Ereignisse sind dir nachhaltig in Erinnerung geblieben?
Einfach toll ist die Stimmung bei FAIR.STÄRKEN. Wir versuchen das, was wir den Kindern vermitteln wollen, auch selbst zu leben: Respektvoller Umgang, Engagement, Humor und Spaß an der Sache. Für mich jedenfalls ist es der Traumarbeitsplatz – Ich hoffe, für die anderen ebenfalls.
Wir haben es geschafft, mit regelmäßiger Gruppenarbeit Prävention zu betreiben, die den Kindern, die mit vielen Problemen zu Hause aufwachsen müssen, bessere Zukunftschancen bringen. Denn ein Leben in Armut kann überwunden werden. Chancengleichheit für ALLE Kinder – das Ziel treibt uns an.
Das markanteste Ereignis in den 5 Jahren war sicherlich die Flutkatastrophe am 14. Juli 2021, die unser Tipi-Lager in der Eifel komplett weggespült hat. Glücklicherweise ist kein Kind zu Schaden gekommen, die Gruppe war rechtzeitig abgereist. Aber da habe ich lange dran geknabbert …
Das Ereignis löste dann eine wirklich große Spendenbereitschaft aus, so dass wir im letzten Jahr ein neues – und noch schöneres – Lager aufbauen konnten. Viele, viele Menschen packten mit an. Es war herrlich – in vier Tagen mit immer mindestens 40 Personen: Mitarbeitende, Eltern, Jugendliche und Kinder, Freunde. So konnten dann wieder von Mai bis September letztes Jahr mehrere Gruppen an der Kyll ihre Ferien verbringen!
Und was mich immer wieder beeindruckt: die Dankbarkeit der Kinder gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jedes Kind drückt es anders aus – manchmal sogar mit Briefchen, aber immer ist es der beste Lohn für unsere Arbeit.
3. Gab es Situationen, bei denen du ans Aufgeben gedacht hast?
Nein nie! Es wird immer noch besser!
4. Welche Wünsche und/oder Pläne hast du für den Verein für die nächsten 5 Jahre?
Das Wichtigste ist, dass wir tatsächlich die Kinder und Jugendlichen erreichen, die Unterstützung benötigen. Das hat bisher gut geklappt und muss so bleiben!
Wünsche für die Zukunft habe ich so einige:
- Eine wissenschaftliche Untersuchung unserer Wirkung.
- Noch mehr Nachhaltigkeitsprojekte mit Kindern und Jugendlichen, die das bei uns zum ersten Mal hören.
- Förderungen und Spenden, die LANGFRISTIG bewilligt werden. Die kurzfristige Projektfinanzierung in Deutschland ist wirklich furchtbar für Vereine wie FAIR.STÄRKEN.
- Eine noch bessere, enge Zusammenarbeit mit anderen Sozialträgern in Köln und Ämtern wie das Jugendamt, den Schulpsychologischen Dienst, das Wohnungsamt etc.
- Eine noch viel bessere Integration der Kinder und Jugendlichen, die durch Flucht zu uns gekommen sind. Sie sind eine große Bereicherung. Eine wirklich inklusive Stadtgesellschaft ist mein Ziel.
5. Was möchtest du den Kindern und Jugendlichen in Köln mit auf den Weg geben?
Das Leben ist schön. Sucht euch Nischen für euch, engagiert euch. Trotz Klimawandel und Armut – lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Zukunft gut wird!
Und: kommt zu unseren Gruppenangeboten!
Ukraine: Abwechslung vom Alltag in der Notunterkunft
UKRAINE: ABWECHSLUNG VOM ALLTAG IN DER FLÜCHTLINGSUNTERKUNFT
Eine Flüchtlingsnotunterkunft in Köln im Jahr 2022. Eine von vielen in Deutschland. Trist, monoton, karg und ohne Privatsphäre. Kein guter Lebensraum für Menschen, erst recht nicht für Kinder. Hier waren vor allem Menschen aus der Ukraine untergekommen, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten.
Zwischen Sprachspielen und Musizieren
Wir von FAIR.STÄRKEN wollten helfen, Abwechslung in den Alltag der ca. 70 Kinder und Jugendliche bringen. Unterstützt wurden wir dabei von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Vielen Dank dafür!
In den folgenden vier Monaten veranstalteten wir in der Unterkunft Gruppenaktivitäten, wobei zunächst vertrauensfördernde Maßnahmen zum Kennenlernen im Vordergrund standen, aber auch gemeinsame Sprachspiele und Musizieren gehörten zum Programm.
Malen und basteln mit ukrainischen Kindern
Von uns dabei waren jeweils zwei pädagogische Fachkräfte und die Ehrenamtliche Liudmyla. Sie ist Kunstlehrerin aus der Ukraine, unsere sprachliche Brücke und Kontaktperson zu den Menschen in dieser Unterkunft.
Wir haben vor allem spaßfördernde Aktionen und Kreativspiele angeboten, um mögliche Sprachbarrieren zu umgehen – ein Fußballfeld voll mit Spielsachen wurde auf dem Gelände vor dem Gebäude ausgebreitet.
Spielerisch Deutsch lernen
Immer mehr neugierige Kinderaugen eroberten freudestrahlend das neue Terrain. Es wurde gemalt, Bänder geflochten, mit Modelliermasse geknetet und Gummi getwistet – mit Händen und Füßen kommuniziert. Spielend erlernt man eine neue Sprache am besten, und die Resultate konnten sich in den kommenden Wochen durchaus sehen bzw. hören lassen. Ob beim Zählen „Ich weiß bis 10!“ oder beim Farbenraten: „Das ist rot“ präsentierten die Kleinen stolz ihre ersten Deutschkenntnisse.
Mit Musik den Alltag vergessen
Musik ist immer gut, Musik verbindet Generationen und Nationen. In diesem Sinne haben wir natürlich auch Musikinstrumente mitgebracht. Teamer – Jugendliche aus Köln – nahmen auch teil und unterstützten die Pädagog:innen. Sie wurden zunächst vorbereitet und konnten nach kurzer Zeit mit eingesetzt werden. Unserer FAIR.STÄRKEN-Trainer Dennis gab einen Trommel-Workshop für Kinder mit und ohne Fluchthintergrund. Begeistert schlugen die kleinen Hände auf die Trommeln, Xylophone und Rasseln ein. Selbst eine 5-minütige Pause wurde nicht akzeptiert, es machte einfach so viel Spaß. Ein kleines ukrainisches Mädchen setzte sich mit seinem Instrument einfach etwas entfernt von der Gruppe hin und spielte weiter. Die Kölner Kinder und die ukrainischen Kinder verstanden sich mit den Augen und dem Trommelrhythmus.
Auch einige der Eltern haben sich von dem Treiben vor der Unterkunft anlocken lassen und machten beim Kneten und Malen eifrig mit.
Diese Zeit hat für alle Beteiligten eine schöne Abwechslung vom Alltag in der Flüchtlingsunterkunft gebracht und für ein paar Stunden die schlimmen Erinnerungen an den Krieg in der Ukraine und die Sorgen um die Zurückgelassenen vergessen lassen. Über die Schulsozialarbeiter:innen erreichte FAIR.STÄRKEN auch Kinder, die dezentral in Hotels oder Privatunterkünften leben und sehr von der Isolation betroffen sind.
Vielen Dank an die Helfenden, an Liudmyla, an das FAIR.STÄRKEN-Team und ganz besonders an die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die uns das alles ermöglicht hat.
Info: Seit Beginn des Krieges sind über 10.000 Ukrainer:innen in Köln angekommen, unter Ihnen mehr als 6.000 Kinder. Ca. 3.300 leben in Erstaufnahmeeinrichtungen und leiden unter Isolation und Eintönigkeit. Einige haben Traumafolgestörungen, andere erleiden Traumata in den Sammelunterkünften.
Fotos und Bericht: Irene Krotter Koordination Soziales Lernen und Gewaltprävention bei FAIR.STÄRKEN
Redaktion: Claudia Heinrich
Zukunft mit "Kinderträume" – Eine Stiftung der ETL-Gruppe
SCHECKÜBERGABE MIT „KINDERTRÄUME“ – EINE STIFTUNG DER ETL-GRUPPE
Am 13. Januar 2023 fand die Scheckübergabe von „Kinderträume“, eine Stiftung der ETL-Gruppe statt. Zu diesem Anlass kam Frau Wernze in Begleitung der ehemaligen „Wissen macht Ah!“-Moderatorin Shary Reeves zu einer unserer Kindergruppen im Wohnheim für Geflüchtete.
Dort haben die Besucher:innen einen Eindruck in unsere Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen erhalten und konnten zwei Trainer:innen sowie die pädagogische Koordinatorin Deborah Helmbold persönlich kennenlernen.
Ein Spendenscheck für Zukunftschancen
Der 10.000 €-Scheck unterstützt unsere Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrungen, die wir in verschiedenen Wohnheimen betreuen.
In den Gruppen heißt es: Ankommen, Vertrauen aufbauen, Freundschaften knüpfen. Hier ist viel Feingefühl von Seiten der Pädagoginnen und Pädagogen gefordert – denn viele Kinder leiden noch unter den erlittenen Traumata. Unsere Mitarbeiter:innen sind dafür speziell weitergebildet. In den Gruppen wird gebastelt, gemalt, gespielt, gesprochen, gelacht und zugehört.
Das Wichtigste der traumasensiblen Gruppenarbeit
Mit dem großen Scheck kommen wir unseren Zielen ein großes Stück näher. Damit können wir gewährleisten, dass die Trainings regelmäßig, über einen längeren Zeitraum stattfinden und den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden.
Die Kinder sollen sichere Orte und schöne Stunden verlässlich erleben können. Sie lernen wieder neu, Vertrauen in zunächst fremde Menschen aufzubauen. Die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes nach einer traumatischen Erfahrung steht besonders im Fokus. Die Kinder werden in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt, auf ihre inneren Bedürfnisse zu hören und ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Sie sollen gestärkt und resilienter werden. Neben dem Selbst spielt auch die soziale Gruppe eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Kinder. Neue Kontakte, schöne Erlebnisse und Erfahrungen in der Gruppe, ein Gemeinschaftsgefühl und die Bewusstwerdung der eigenen Rolle innerhalb der Gruppe.
Auch Ausflüge, die Erkundung der neuen Umgebung, spielerisches Erlernen der Sprache sowie Freude an freizeitpädagogischen Programmpunkten stärken die Kinder in ihrem Aufwachsen in Köln.
Wir sagen DANKE, auch im Namen der Kinder, die an den traumasensiblen Gruppenangeboten teilnehmen, und freuen uns über die Möglichkeit, Kindern in Köln Zukunftschancen zu eröffnen und sie bei ihrem Ankommen unterstützen zu können. Das wäre ohne Fördermittelgeber, wie „Kinderträume“- eine Stiftung der ETL-Gruppe, nicht möglich!
Text: Maike Merrem
Besuch beim Sozialtraining der "Coolen Pänz"
BESUCH BEIM SOZIALTRAINING DER „COOLEN PÄNZ“
Samstagvormittag in der Turnhalle einer Grundschule. Ausgelassen rennen, springen, toben die 8 bis 12-Jährigen umher. Ralf, einer der Trainer, erklärt: „Wir lassen die Kinder sich erstmal etwas abreagieren. Außerdem kann man so beobachten, wie sie gerade drauf sind. Ob sich zum Beispiel jemand alle Bälle nimmt oder ein wenig aggressiv ist …“ Dann finden sich alle in einem Kreis zusammen – zum Begrüßungsritual. Zunächst wird allerdings demokratisch entschieden, ob ich als Gast dabeibleiben darf. Ich erzähle den 10 Kindern und zwei Trainer:innen in der Runde, was ich eigentlich mache. Ich sage, dass ich für FAIR.STÄRKEN arbeite und mit Menschen spreche, damit sie uns Geld für unsere Arbeit und solche tollen Trainings geben. Damit ich das auch gut machen kann, möchte ich es selbst einmal erleben und sehen, was hier passiert. Ich darf bleiben.
„Mir geht es gut, weil ich hier sein kann.“
Aline, die zweite Trainerin, holt Frau Jansen dazu. Frau Jansen ist ein kleines weißes Schaf, das als „Redestock“ von einem zum anderen durch den Kreis gereicht wird. Jedes Kind, das Frau Jansen in der Hand hält, darf sprechen und erzählen, wie es ihm heute geht. „Mir geht es gut, weil ich hier sein darf.“, ist ein häufiger Satz. Tatsächlich scheinen die Kinder dieses samstägliche Beisammensein zu genießen. „Ich bin traurig, weil mein McDonalds-Glas kaputtgegangen ist, das war von 2017.“ Und weiter erzählen die Kinder in die Runde, was sie in der Woche beschäftigt hat. Dabei wird darauf geachtet, dass alle ausreden können und niemand unterbrochen wird. Auch Fragen werden interessiert gestellt.
Nun wird es wieder aktiv. Ein Spiel wird erklärt und Mannschaften gebildet. Ausgelassen und voller Enthusiasmus rennen die Kinder in alle Richtungen, sammeln die Hütchen von der gegnerischen Seite ein und schaffen es mehr oder weniger erfolgreich, sie auf die eigene Seite zu bringen. Dabei wird Fairness großgeschrieben. Das Spiel ist vorbei, alle lassen sich völlig kaputt fallen und relaxen.
Zwischen Austoben und Aussprechen
Es kommt zum entspannten Teil: Aline versammelt die Kinder wieder im Kreis. Auf dem Rücken liegend sollen sie zur Ruhe kommen. Meditation ist angesagt. „Stellt euch vor, ihr liegt am Strand.“ Leises Wellenrauschen ertönt aus ihrem Handy, um die Vorstellung perfekt zu machen. „Und nun stellt euch vor, ihr habt einen Ballon, in den ihr alle eure Sorgen hineinpacken könnt. Packt alles hinein, was euch belastet.“ erzählt sie weiter. „Meiner ist schon voll, da geht nichts mehr rein.“ Hört man eine leise Stimme aus dem Kreis.“ Ich muss etwas schlucken und habe einen Kloß im Hals. „Ich habe einen Heißluftballon, da passt ne Menge rein.“ Ertönt es von der anderen Seite des Kreises. Lachen. „Was hast du denn in deinen Ballon gepackt, will Aline von einem der Mädchen wissen. „Gestern gab es einen Streit zu Hause, den fand ich nicht schön, und der ist jetzt in meinem Ballon.“
Ein zweites Spiel wird vorbereitet, die Regeln erklärt. Wieder schallt Kinderlachen und Gekreische durch die Halle. Bunte Bälle sausen mir um die Ohren. Fix und fertig, aber glücklich sitzen die Kinder im Abschlusskreis wieder zusammen und sollen erzählen, was ihnen heute gefallen hat und was nicht so. „Ist das Training denn schon wieder vorbei?“, hört man einen der Jungen, der noch völlig aus der Puste ist, rufen. Die Zeit geht schnell rum, wenn man Spaß hat und sich austoben und einfach mal alles vergessen kann.
Die „Coolen Pänz“ vergessen Niemanden
Ich hatte zwei Tüten Kekse mitgebracht, als kleinen Einstand. Ich reiche sie links und rechts von mir in die Runde. Jedes Kind darf sich jeweils einen Keks herausnehmen. Alle greifen vorsichtig in die Tüten. „Da ist aber noch jemand, der noch keinen Keks bekommen hat.“ ruft ein aufmerksamer kleiner Beobachter in die Runde … Dankbar und gerührt darf auch ich mir meinen Anteil aus der knisternden Verpackung nehmen. Hier wird tatsächlich niemand vergessen.
Informationen zu den Sozialtrainings
Die „Coolen Pänz“ sind ein Projekt von FAIR.STÄRKEN, das zu den Sozialkompetenztrainings des Vereins gehört. Diese Trainingsangebote werden von je zwei speziell geschulten pädagogischen Fachkräften in Turnhallen von Schulen durchgeführt und finden jeweils einmal pro Woche für zwei Stunden, oftmals über mehrere Jahre, statt. Diese Regelmäßigkeit schafft bei den Kindern Sicherheit und baut Vertrauen in die Trainer:innen und das Projekt auf – die Kinder können sich hier auf etwas und Jemanden verlassen. Beim Training selbst stehen die Förderung von Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit sowie die Verbesserung der Kompetenzen zur Selbsteinschätzung und Selbstreflexion im Vordergrund. Die Kinder verbessern ihre Kommunikationsfähigkeit, lernen Team- und Kooperationsbereitschaft. Durch die Spiele und die Gesprächsrunden wird das Wir-Gefühl durch gemeinsame Gruppenerlebnisse gestärkt. Das Einüben von neuen Verhaltensstrategien fällt den Kindern und Jugendlichen innerhalb ihrer vertrauten Gruppe leichter.
Fotos/Text: Claudia Heinrich (Neu im Team von FAIR.STÄRKEN)
Suheyel Najar im Interview mit FAIR.STÄRKEN
SUHEYEL NAJAR IM INTERVIEW MIT FAIR.STÄRKEN
Suheyel Najar Ist in Deutschland geboren und in Köln-Ostheim aufgewachsen, seine Eltern kommen aus Tunesien. Aber alle nennen ihn nur „Su“. Er ist einer von vielen Jugendlichen, die bei FAIR.STÄRKEN über mehrere Jahre an Sozialtrainings teilgenommen haben. Mittlerweile ist der 26-jährige erfolgreicher Fußballspieler bei Fortuna Köln, hat eine eigene Familie und ist glücklich. Wir trafen ihn zu einem Interview und wollten wissen, was ihm das Training bei uns gebracht hat, und an was er sich gern zurückerinnert.
Sachen, die man auf der Straße nicht lernt
„Andy (einer der Trainer) ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil er der ausschlaggebende Punkt war, warum wir teilgenommen haben. In Brennpunkten sind ja viele Gruppen unterwegs, viele bieten ausschließlich Fußball an. Und er hat es praktisch möglich gemacht, dass wir eine Halle hatten, wo wir uns mittwochs 16 Uhr getroffen haben. Und da haben wir nicht nur Fußball gespielt, sondern auch andere Spiele, die andere Attribute gefördert haben, wie Kommunikation, wie Empathie, wie Selbstverständnis, Selbstbewusstsein, Selbstbeteiligung. Das sind alles Sachen, die es auf der Straße, im normalen Umgang so nicht gibt, nichts, was man dort lernt. Von daher hat er uns so einen Rahmen geschaffen.“ Er lächelt. „Ich erinner mich an Andy, weil er das in die Hand genommen und die Truppe beisammengehalten hat. Das war sehr schön, weil es auch regelmäßig stattgefunden hat.“
PowerKids – Sozialtraining mit qualifizierten Trainer:innen
Mit 12 kam Suheyel in die Gruppe PowerKids zusammen mit einigen seiner Cousins. „Man ist da so automatisch reingerutscht. Ich war jetzt in keinem Loch oder so. Man war halt beschäftigt, und die Eltern wussten, man ist da gut aufgehoben. Da sind ausgebildete Trainer, die sich um die Kinder kümmern.“
Was war denn das Besondere an dem Training bei FAIR.STÄRKEN: „dass man eine Halle hatte für sich und Mitbestimmungsrecht. Wir hatten einen gewissen Freiraum, wo wir mitentscheiden durften, was wir heute machen.“ Allerdings wurde darauf geachtet, dass nicht nur Fußball gespielt wurde. „Fußball war die Kirsche auf der Sahnetorte“ lacht der sympathische junge Mann. „Wenn wir uns gut benommen haben, wenn alles geklappt hat, dann durften wir am Ende 10-15 Minuten Fußball spielen.“
Zu den verschiedenen Aktivitäten gehört auch ein Stuhlkreis, wo die Jugendlichen über verschiedene Themen reden können, auch Selbstreflexion. „Normalerweise spielten wir Fußball und gingen dann nach Hause und dachten nicht groß über das Leben nach. Unser Trainer hat es geschafft, uns aus dem Alltag rauszuziehen und gesagt, es gibt neben dem Fußball oder der Schule auch noch andere Dinge, über die man sich Gedanken machen sollte: Wofür interessier ich mich? Wofür stehe ich? … Fand ich cool.“
Gruppenaktivitäten als Ersatz zum Abhängen
Und, hat ihm das Training mit FAIR.STÄRKEN in seinem Leben weitergeholfen: „Auf jeden Fall!“ berichtet er stolz, „Es kommt darauf an, in welchem Viertel du aufwächst. In Brennpunkten zum Beispiel ist es oft so, dass man Kriminalität vor den Augen hat, dass man die Dinge sieht, die man eigentlich als Kind nicht sehen sollte. Dass man das alles mitbekommt“ Su wird ernst. „Und wenn man davon weggehalten wird, zum Beispiel durch solche Gruppenaktivitäten, ist das schon sehr wichtig. Es ist ein wichtiger Ersatz.“ Einige seiner Freunde haben trotz aller Umstände einen guten Schulabschluss gemacht und einen guten Job gefunden und andere wiederum gehen von Knast zu Knast.
Projekte sind wichtig und halten von falschem Einfluss ab
„Es kommt darauf an, mit wem du zusammen bist, und was die Eltern dann auch zulassen … Meine waren sehr streng.“ Rückblickend sieht er, dass es ihm geholfen hat, auch wenn er es damals natürlich nicht so cool fand. Gerade auch bei einem starken Gruppenzwang und dem Wunsch, dazuzugehören, kann es schnell in die falsche Richtung gehen, weshalb es wichtig ist, „dass es Projekte, wie bei FAIR.STÄRKEN gibt.“
Mittlerweile ist Suheyel erfolgreicher Fußballspieler. Er hat es geschafft, aus eigener Kraft, seinen Lebensweg zu bestimmen. Heute ist er dankbar, dass alles gut läuft und bleibt dabei bescheiden und bodenständig. „Ich bin verheiratet, hab eine Wohnung, ein Dach übern Kopf, warmes Wasser, warmes Bett … was vielleicht die Menschen auf anderen Kontinenten nicht haben.“ Natürlich ist er auch dankbar für das gottgegebene Talent als Fußballer.
„Haltet euch an Menschen, die euch weiterbringen!“
Doch, was kann er anderen Kinder und Jugendlichen mit auf den Weg geben. „Es ist wichtig, dass man sich an Prinzipien hält und an Menschen, die dich weiterbringen im Leben. Und sich nicht irgendwo dranhängen, nur um cool zu sein. Man muss sich schon die richtigen Freunde aussuchen. Dass diejenigen, die in der Klasse am lautesten sind, nur cool sein wollen, und dass man nicht auf den Zug aufspringen soll. Ich kanns euch jetzt sagen, ich bin 26. Das ist nicht cool. Wenn man auf der Straße etwas mitmacht, nur um dazuzugehören, obwohl man weiß, dass es falsch ist.“ Und er ergänzt: „Diese Leute sollten mit dir abhängen wollen und nicht andersrum!“
Suheyels Tipps:
- „Nicht auf einer Welle mitreiten und irgendwelchen ‚Alphatieren‘ hinterherlaufen, nur um dazuzugehören. Man soll seine eigenen Prinzipien haben und denen treu bleiben. Ein Appell an die Eltern: die Kinder nicht alles machen lassen, worauf sie Bock haben.“
- „In der Schule anstrengen! Schule ist sehr wichtig und der Grundstein für Studium und Ausbildung. Wenn man das verschläft, hat man einfach weniger Chancen. Wenn du Gas gibst in der Schule oder auch im Studium hast du später deine Ruhe. Und du musst keine Jobs machen, wozu du keine Lust hast. Wenn man sich anstrengt, stehen einem alle Wege offen.“
Allein vom Fußball kann Suheyle noch nicht leben. Er arbeitet beim JobCenter in Köln. So kennt er sich auch aus, was verschiedene Berufe und Gehälter angeht. Er lobt die Menschen, die in der „Sozialen Schiene unterwegs“ sind. „Ich glaube nicht, dass Andy damals so viel verdient hat, Ich meine, der hat das mit Herz gemacht, er wollte den Kindern was mitgeben.“
Mit Sicherheit. Wie Andy damals, sind unsere Trainer:innen auch heute mit Herzblut bei der Sache. Sie wissen, wie viel Einfluss sie auf die Zukunft der Kinder und Jugendlichen haben. Mit Leidenschaft und pädagogischem Geschick stellen sie die Weichen für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. „Man merkt auch bei allen, die an diesen Projekten teilgenommen haben, die haben immer irgendwas erreicht, die haben auf jeden Fall was mitgenommen. Wenn du 4-5 Jahre in einer Gruppe bist, dann merkst du bei deinem Nebenmann auch schneller, wenn der irgendwas hat. Wenn man nicht angebunden ist und für sich selbst oder mit irgendwelchen Freunden in den Tag hineinlebt, dann kann man sehr schnell abrutschen, so dass man kriminell wird.“
Wir freuen uns, dass Suheyel sein Leben gemeistert hat, und sind auch ein wenig stolz, möglicherweise als Verein ein kleines Bisschen dazu beigetragen zu haben. Wir wünschen ihm und seiner Familie eine schöne Zukunft. Vielleicht demnächst ja als Fußballspieler in der Deutschen Nationalmannschaft.
Interview: Maike Merrem; Text: Claudia Heinrich
Das ganze Interview findet ihr auf unserem YouTube-Kanal
Update: Das Interview mit Suheyel Najar fand im März 2022 statt. Mittlerweise ist der Kicker 27 und als Stürmer beim SV Wehen Wiesbaden unter Vertrag.
7 Tipps für deine Sommerferien in Köln
7 TIPPS FÜR DEINE SOMMERFERIEN IN KÖLN
In Nordrhein-Westfalen starten die Sommerferien in diesem Jahr am 27. Juni 2022. Wir stellen euch hier ein paar kostenlose und kostengünstige Sommerferien-Tipps in Köln vor, denn Ferienausflüge müssen nicht immer kostspielig sein!
TIPP 1: Ausflug in den Lindenthaler Tierpark (kostenlos)
Der Tierpark im Lindenthaler Stadtwald lädt Groß und Klein zum Verweilen in der Natur ein. Ob Hühner, Schafe oder Kühe… hier können Kinder ihre ersten Kontakte zu Tieren jenseits von Hund, Katze, Maus knüpfen. Der Tierpark ist umgeben von der Naherholungsoase Stadtwald. Hier gibt es neben dem kostenfreien Tierpark, tolle Wege für ausgiebige Spaziergänge, schöne Wiesen, die zum Ballspielen oder Fangen einladen sowie eine Skate-Rampe für die ersten „Gehversuche“ auf dem Skateboard. Für Kinder stellt der Stadtwald ein echtes Paradies mitten in der Stadt dar! Hier darf auf Natur-Entdeckungstour gegangen werden!
Öffnungszeiten (Mai – August):
Mo-Sa 8-20 Uhr
So 9-20 Uhr
Einlass bis 19:30 Uhr
Facts:
Über 250 Tiere (Hochlandrinder, Esel, Damwild, Schafe, Ziegen, Vögel…)
Achtung: Tiere dürfen nur mit dem dort käuflich erwerblichen Futter gefüttert werden (Montag ist Fastentag für die Tiere)
- Hier erfährst du alles rund um den Tierpark und wie ihr dort hinkommt!
TIPP 2: Besuch des Botanischen Gartens/ Köln: Zoo Flora (kostenlos)
Neben dem Kölner Zoo befindet sich die Flora, der Botanische Garten der Stadt Köln. Hier sind über 10.000 Pflanzenarten zu bestaunen. Besonders in den Sommermonaten erblüht die Flora in den schönsten Farben und Formen. Das weitläufige Gelände ist ein perfekter Ort für ein kleines Picknick mit der Familie oder für erholsame Stunden in der Natur. Die Flora ist ein Erlebnis für alle Sinne, sowohl draußen in den Gartenanlagen als auch in verschiedenen Gewächshäusern.
Verbringt hier doch gemeinsam als Familie einen schönen Tag und entdeckt die schönsten Blüten und ausgefallensten Bäume!
Öffnungszeiten:
Täglich 8-21 Uhr
Facts:
Über 10.000 teils exotische Pflanzenarten + Subtropenhaus
- Hier erfährst du alles rund um die Flora in Köln!
TIPP 3: Kölner Skulpturenpark (kostenlos)
Ein spannendes und auch etwas außergewöhnliches Ausflugsziel für die Sommerferien stellt der Kölner Skulpturenpark dar. Hier finden sich die unterschiedlichsten Ausstellungsstücke verschiedener Künstler:innen. Die Skulpturen regen zum kreativen Denken an, lassen Interpretationsspielraum, sind hübsch anzusehen und regen teilweise zur Interaktion an.
Tipp: der Kölner Skulpturenpark liegt in der Nähe der Flora… vielleicht lohnt es sich für euch, beide Ziele miteinander zu kombinieren, so spart ihr euch eine extra Anfahrt 😉
Öffnungszeiten:
April – September: 10:30 – 19:00 Uhr
Oktober – März: 10:30 – 17:00 Uhr
Facts:
Im Skulpturenpark stellen aktuell 42 Künstler:innen ihre Werke aus!
- Hier gibt es mehr Infos zum Skulpturenpark!
TIPP 4: Rheinpark Köln-Deutz: Spielplatz, Parkeisenbahn und Jugendpark (kostenlos)
Der Kölner Rheinpark liegt, wie der Name schon sagt, direkt am Rhein und bietet einen wunderschönen Blick auf den Dom und die Kölner Altstadt. Der Rheinpark bietet verschiedene Attraktionen, die den Ausflug in das städtische Grün, zu etwas besonderem machen.
- Großer Abenteuerspielplatz: Für Kinder bietet der große Spielplatz genug Raum, um neue Freundschaften zu knüpfen und sich so richtig auszupowern: Rutschen, Kletternetze, Seilbahn und vieles mehr!
- Kunstvolle Wasserfälle: Wasser marsch in der Nähe des Rosengartens. Hier finden sich die schönsten Blumen und kunstvollsten Wasserfälle.
- Rundfahrt mit der Eisenbahn: Ein echtes Highlight! Durch den Rheinpark dreht eine kleine Eisenbahn ihre Runden und hat 3 verschiedenen Ein- und Ausstiege. Für Erwachsene kostet die Rundfahrt 4€ und für Kinder ab 2 Jahren 3€ – es macht aber auch schon Spaß die Bahn von außen zu bestaunen 😊
- Jugendpark unter der Zoobrücke: Es wird sportlich! Der Jugendpark ist der perfekter Ort für alle aktiven Familien: Skateplatz, Streetball- und Basketballfeld, zwei Trampoline, eine Kletterwand, Schaukeln, Minicar-Bahn (1€) und Minigolfanlage
- Seilbahn über den Rhein: die bekannte Seilbahn über den Rhein ist nichts für Menschen mit Höhenangst – Spaß macht es aber allemal und die Sicht über Köln ist einmalig! Für Erwachsene kosten eine Fahrt 5€, für Kinder 3€.
Öffnungszeiten:
Rund um die Uhr geöffnet
Facts:
Parklandschaft direkt am Rhein mit einer Gesamtfläche von 40 Hektar – hier ist genug Platz zum Toben!
TIPP 5: Wasserspielplatz im Grüngürtel (kostenlos)
Im Kölner Grüngürtel gibt es seit einem Jahr einen Wasserspielplatz für Kinder. Der Spielplatz befindet sich auf der Höhe der Venloer Straße und liegt sehr zentral im Stadtinneren. An heißen Tagen bietet der Wasserspielplatz eine willkommene Erfrischung. Packt euch Badesachen ein, denn es wird nass! Ein Handtuch, Badeanzug und Badehose sowie ein Wasserball oder ähnliches machen den Aufenthalt im Grünen perfekt! Neben dem Spielplatz befindet sich auch ein kleiner Kiosk, hier könnt ihr euch erfrischende Getränke oder ein kleines Eis kaufen. Im Grüngürtel ist, im Gegensatz zum Rheinpark, auch das Grillen erlaubt. In direkter Nähe zum Wasserspielplatz befindet sich ein toller Spielplatz sowie ein öffentlicher Tennis- und Basketballplatz.
Öffnungszeiten:
Im Sommer rund um die Uhr geöffnet
Facts:
Zahlreiche Skulpturen ragen aus dem Boden und sich per Knopfdruck zu betätigen. Hinzu kommen über 40 Bodendüsen.
TIPP 6: MotorWorld und Michael Schumacher Ausstellung Köln am Butzweilerhof (kostenlos)
Michael Schumacher, die Legende des Motorsports, präsentiert seine private Sammlung im MotorWorld Rheinland als Dauerausstellung. Aus seinen Anfangszeiten als Rennfahrer sind dort Karts ausgestellt sowie verschiedene Sportwagen, Pokale, Erinnerungsstücke und seine Formel 1-Boliden. Der Eintritt ist kostenlos und ein Must-See für alle Rennsport-Begeisterten und Schumacher-Fans. Hier gibt es einiges zu entdecken und wer will, kann im Shop ein kleines Andenken kaufen.
Kleiner Tipp: In direkter Nähe zu MotorWorld befindet sich ein Ikea, hier gibt es in der Eingangshalle für kleines Geld Hotdogs zum selbst belegen 😉
Öffnungszeiten:
Mo – Sa: 07:30 – 22:00 Uhr
So & Feiertage: 10:00 – 22:00 Uhr
Facts:
Automobil-Ausstellung auf 50.000qm
Oldtimer, Sportwagen, Raritäten etc.
Dauerhafte Spezialausstellung / private Sammlung von
Michael Schumacher
(Karts, F1-Sportwagen, Pokale etc.)
- Weitere Infos zu MotorWorld und der Ausstellung findest du hier!
TIPP 7: Tretboot-Verleih im Volksgarten
In dem schönen Kölner Volksgarten lassen sich im dort ansässigen HELLERS-Biergarten, welcher direkt am Wasser liegt, Tretboote ausleihen. Für eine 30-minütige Fahrt zahlt man ca. 3€. An schönen Sommertagen kann man hier ganz entspannt die Natur vom Wasser aus genießen und gemeinsam Tretbootfahren macht einfach Spaß und ist ein Highlight für Kinder. Wer danach noch genug Power hat sich auszutoben, der kann dies auf dem Spielplatz nebenan tun! Das Grillen ist hier ebenfalls gestattet.
Öffnungszeiten:
Richten sich nach den Öffnungszeiten des Biergartens
Jetzt kann den Sommerferien in Köln nichts mehr im Weg stehen! Genießt die Sonne und unternehmt als Familie schöne Aktivitäten in der Domstadt, denn hier ist es auch schön!
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Gerne darfst du unsere Arbeit auch unterstützen 🙂
Ursulas Reise in ihre Heimat Brasilien
FAIR.STÄRKEN-MITARBEITERIN URSULA REIST IN IHRE HEIMAT BRASILIEN
Für diejenigen, die ihre Heimat verlassen haben und sich in einer anderen Kultur ihr Zuhause aufgebaut haben, wird früher oder später dieses Thema auftauchen, wie und wo bin ich zugehörig? Wo ist mein Zuhause? Ich lebe seit 30 Jahren in Deutschland und fühle mich hier beheimatet.
In den letzten Jahren sind diese Fragen mehr in Vordergrund gerückt. Der Grund dafür liegt auch in meiner Arbeit bei FAIR.STÄRKEN. Ich arbeite mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern. Ein Teil meines Jobs ist es, sie zu begleiten bei der Integration hier in Deutschland, ihrer neuen Heimat. Bei vielen Gesprächen kam immer wieder die Auseinandersetzung über Werte, Glaube, Leistung, soziale Bindung, also Identität und Zugehörigkeit im Rahmen der kulturellen Diversität, in der wir uns befinden, auf.
Auch ich spürte häufig den Drang, diesen Fragen persönlich nachzugehen.. So entschloss mich, in meine Heimat Brasilien – ein Traumland, beliebtes Urlaubsziel, Samba & Karneval, Strand & Copacabana, auch viel Armut und Reichtum an Natur und Kulturen – zu reisen. Zum ersten Mal war ich für länger als ein paar Wochen in den Ferien. Dieses Mal wollte ich keinen Urlaub machen, sondern einem Gefühl der Zugehörigkeit nachgehen.
Wo sind meine Wurzeln?
Es waren 270 Tage voller Freude! Ich bin viel bei meiner Familie geblieben, habe viel Zeit mit meiner Mutter verbracht, alte Familiengeschichten gehört und neue kennengelernt. Ich war auf der Spur der Vergangenheit und habe mein Ahnenerbe nachgefolgt. Meine Familie kommt aus Portugal, Irland und aus Afrika. Zu meiner Enttäuschung konnte ich nicht feststellen, ob meine Oma von väterlicherseits doch indigener Abstammung ist. Sie könnte vom Volk der Puris sein. Allerdings ist zurzeit eine Forschung sehr schwierig, da das Volk seit den 1930er Jahren zum Teil ausgestorben und / oder zu weißen, katholischen, portugiesischen Menschen erklärt worden ist. Leider fehlt mir die Zeit für intensivere Nachforschungen.
Wahrscheinlich werde ich nie erfahren, ob ich indigener Abstammung bin. Das hat mich dazu geleitet, mehr über die indigene Kultur in Brasilien wissen zu wollen. So lernte ich ein spirituelles Oberhaupt des Volkes Yawanawá kennen und bin nach Acre, im Norden Brasiliens, geflogen, in sein Dorf am Rand des Flusses Gregório. Es waren 4,5 Stunden mit dem Flugzeug, 8 Stunden Autofahrt bis zum Fluss und dann noch 5 Stunden Motorboot, bis ich in dem Dorf Mushuinú eintraf.
Ein Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit
Ich blieb 7 Wochen mitten im Urwald. Die Menschen waren sehr offen zu mir, und ich konnte einen Einblick in deren Alltag bekommen.
Die Yawanawá leben im direkten Kontakt mit der rauen Natur, und deren Existenz hängt unmittelbar mit ihr zusammen. Ich habe ihre Bräuche kennengelernt, viel über ihre Geschichte und ihre Legenden gehört. So lernte ich ihre Sicht der Welt kennen, und was der Urwald für sie bedeutet.
Diese Erfahrung hat mich tief beeindruckt. Und alles, was ich dort erlebt und gelernt habe, wird für den Rest meines Lebens erhalten bleiben. Dort habe ich das Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit erfahren, denn die Natur ist unser Zuhause und sie umgibt uns, wir sind ein Teil von ihr. Wir werden auf die Erde geboren und kommen von hier. Ohne die Natur gäbe es nichts, auch das, was die Menschheit hervorgebracht hat. Wenn wir nicht in Einklang mit der Mutter Erde leben, sind wir nirgendwo beheimatet.
Also für mich ist klar, meine Heimat ist da, wo ich mich befinde. Die Erde ist mein Zuhause, und die Natur ist meine Identität geworden, da ich ein Teil von IHR bin.
Nach dem Urwald bin ich in die Berge gefahren, um von dort oben einen weiteren Blick zu haben!
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Wir feiern den Weltspieltag am 28. MAI 2022
WIR FEIERN DEN WELTSPIELTAG AM 28. MAI 2022
Unter dem Motto „Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“ findet in diesem Jahr der 15. Weltspieltag statt. Genau das fordert auch FAIR.STÄRKEN, darum setzen wir uns uneingeschränkt für viel Platz, Raum und Zeit zum bewegungsorientierten Spielen ein.
Das Deutsche Kinderhilfswerk nutzt gemeinsam mit „Bündnis Recht auf Spiel“ und „Kinderfreundliche Kommune e.V.“ diesen Tag, um das Grundbedürfnis des Spiels bei Kindern wieder in den Fokus zu rücken und dessen zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und dem gesunden Aufwachsen von Kindern zu thematisieren.
Spielen – Ein Grundbedürfnis
Neben Trinken, Nahrung und Schlaf ist Spielen ein Grundbedürfnis von Kindern und für ein gesundes kindliches Aufwachsen unabdingbar.
Im Spiel lernen die Kinder sich selbst besser kennen, sie können ihr kreatives Potenzial entfalten und ausschöpfen. Kinder werden zu Gestalter:innen, die voller Stolz und Freude sind, aber auch zu Gegener:innen und Herausforderer:innen. Beim Spiel lernen die Kinder ihre Grenzen kennen, werden auch mal wütend, traurig oder frustriert, sie erfahren welche Rolle Regeln im Leben spielen und wie ein faires Miteinander funktioniert.
Zeit und Raum für Bewegung und Spiel
Einfach nur spielen, mit den Gedanken in eine Traumwelt entfliehen und einfach Kind sein. Was Kinder sich nichts sehnlicher wünschen ist genau das! Zeit zum Spielen haben. Am liebsten an der frischen Luft, im Park, im Wald oder im Garten. Hier gibt es so viel zu entdecken und die Bewegung steht an erster Stelle: Fangen mit Freund:innen, Verstecken im Dickicht, Fußball mit Toren aus Holzstöcken… Was traumhaft klingt ist leider nicht immer die Realität. Viele Kinder halten sich zunehmend Zuhause auf, bewegen sich wenig und konsumieren in ihrer Freizeit eher TV-Angebote. Die Pandemie hat dies noch verstärkt.
Kindheit hat sich zunehmend in Innenräume verlagert – unsere Gruppenangebote finden in Turnhallen oder draußen statt- in unseren Trainings steht Bewegung an erster Stelle ebenso wie Spiel und Spaß!
„Spiel, Freizeit und Erholung“ ist auch in Artikel 31 der UN Kinderrechtskonvention, die Deutschland unterschrieben hat, aufgeführt und zeigt damit nochmal deutlich, wie wichtig Bewegung und Spiel für Kinder ist!
Kinderrecht: Artikel 31 – Spiel, Freizeit & Erholung
(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung so wie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben.
(2) Die Vertragsstaaten achten und fördern das Recht des Kindes auf volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben und fördern die Bereitstellung geeigneter und gleicher Möglichkeiten für die kulturelle und künstlerische Betätigung sowie für aktive Erholung und Freizeitbeschäftigung.
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Biking Brothers - Radeln für kreative Kinder
MIT DEM FAHRRAD DURCH EUROPA FÜR MEHR CHANCENGLEICHHEIT
Max und Marius, zwei Brüder aus Köln mit einem Traum und einer Vision: Kölner Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Kreativität ermöglichen. Die beiden Brüder sind mit Leib und Seele Tontechniker. Sie sehen, dass für viele Kinder und Jugendliche, besonders jene, die in Armut aufwachsen, der Zugang zum kreativen Umgang mit Musik und Kunst verwehrt bleibt. Musik- und Kunstschulen sind teuer, und von einem eigenen Musikinstrument und dem dazugehörigen Equipment können viele von ihnen nur träumen.
Kreative Auszeit für Kinder und Jugendliche
Wir möchten gemeinsam mit den Biking Brothers ein neues Projekt starten: Kölner Kinder und Jugendliche, die in benachteiligten Verhältnissen aufwachsen, sollen durch Musik, Kunst und Tanz in ihrem Sein bestärkt werden. Ihr oftmals turbulenter Alltag, der teilweise mit Sorgen und Nöten überschattet ist, bleibt für eine kreative Pause keine Zeit. Wir möchten einen Ort schaffen, in dem die Kinder und Jugendlichen Zeit und Gelegenheit für eine Auszeit finden. Das kreative Arbeiten und sich ausprobieren kann heilende Kräfte haben. Der Umgang mit Musik oder Kunst kann ein Ventil für Unzufriedenheit, für Traumata, Sorgen und Ängste sein. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich auf diese Weise auch selbst als wirksam wahrnehmen und etwas aus eigener Kraft erschaffen. Dabei unterstützen wir sie!
Radeln für die Rechte der Kinder
Max und Marius haben sich einiges vorgenommen: 🚴🚴♂️ Die beiden Brüder radeln für Chancengleichheit und die Rechte der Kinder und Jugendlichen durch Europa: 9.000 km und knapp 89.200 Höhenmeter! Sie starten in Deutschland (Köln), über die Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal geht es dann bis nach Italien und die Schweiz!
Die Route auf einen Blick:
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Gemeinsam für mehr Chancengleichheit und ein gutes Miteinander
Unterstütze das Projekt über Betterplace oder unsere Spendenseite!
Dank Spenden: Unser Tipi-Dorf in der Eifel steht wieder!
UNSER TIPI-DORF IN DER EIFEL STEHT WIEDER!
Wir können unser Glück kaum fassen! Die letzten Tage waren intensiv und eine Achterbahn der Gefühle. Dank einer unglaublichen Spendenbereitschaft nach der schrecklichen Flutkatastrophe und dank zahlreicher helfender Hände vor Ort steht unser Tipi-Dorf in der Eifel wieder!
Alle packen mit an – Wiederaufbau des Feriendorfes
Fast das gesamte Team von FAIR.STÄRKEN war fest eingeplant und in den Aufbau des Tipi-Dorfes involviert. Von Mittwoch (20.04.2022) bis Sonntag (24.04.2022) wurde hart gearbeitet, damit die Kinder und Jugendlichen im Sommer wieder auf Ferienfahrt fahren können. Doch nicht nur das FAIR.STÄRKEN-Team war vor Ort, auch Kinder, Jugendliche und Familien aus unseren Gruppenangeboten sind angereist und haben uns unterstützt. Menschen aus dem Ort Jünkerath sind gekommen sowie Freunde, Verwandte und Bekannte, die fleißig mit angepackt haben. Es war sehr bewegend zu sehen, wie viele Unterstützer:innen wir haben, und wie viele Menschen sich die Zeit genommen haben, mit uns etwas Großartiges zu erschaffen.
Was gibt es in unserem Tipi-Dorf?
- 5 „kleine“ Tipi-Zelte mit Schlafplätzen für bis zu 3 Personen
- 1 großes Gemeinschaftstipi
- 1 Holzveranda/ Unterstand
- 1 Küchenwagen
- 1 Komposttoilette
- 1 Brücke über den nahegelegenen Bach
- 1 Volleyballfeld
- 1 Feuerstelle
Wo findet ihr das FAIR.STÄRKEN-Tipi-Dorf?
Unser Tipi-Dorf liegt in der wunderschönen Vulkaneifel (Rheinland-Pfalz). Der kleine Ort nennt sich Jünkerath – hier wohnen gerade einmal 1.643 Menschen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man innerhalb von 1 ½ Stunden von Köln aus dort. Hier in der Eifel ist die Natur erfahrbar: Bach, Wiese, Tiere – Natur pur! Der perfekte Ort, um dem oftmals stressigen Alltag in der Stadt zu entfliehen und Spiel, Spaß und Spannung in den Vordergrund zu rücken.
Was machen wir in unserem Tipi-Dorf?
FAIR.STÄRKEN e.V. engagiert sich für Kölner Kinder und Jugendliche. Wir bieten an Schulen, Kitas, Wohnheimen für Geflüchtete und bezirksorientierte Sozial- und Gewaltpräventionstrainings an. Wir schreiben Demokratie, Kinderrechte und Chancengleichheit groß!
Viele der Kinder und Jugendlichen in unseren Trainings kommen nur selten in den Urlaub und erhalten dadurch auch nur selten die Möglichkeit dem oftmals stressigen Alltag zu entfliehen. Gemeinsam mit geschulten Trainer:innen fahren verschiedene Gruppen von ca. 12 Kindern und Jugendlichen gemeinsam in die Eifel und erleben eine spannende Zeit! Schlafen im Tipi-Zelt, Erkunden der Natur, Spielen im Bach, Nachtwanderung, erlebnispädagogische Spiele, Team-Sport, Stockbrot am abendlichen Lagerfeuer und vieles, vieles mehr!
Wir danken von Herzen allen Spender:innen für ihr Engagement und ebenso ALLEN tatkräftigen Helfer:innen vor Ort!
Das war großartig und wir freuen uns schon sehr auf die erste Ferienfahrt in das neue Tipi-Dorf!
Du möchtest noch mehr über unsere Ferienfahrten und das Tipi-Dorf erfahren? Dann schaue dich hier um 😊