Junge mit Ziege

Ferienfreizeit mit der Familie

Familienfreizeit: Raus aus dem Alltag – Rein ins Abenteuer

Mit Papa, Mama und der ganzen Familie einmal in den Urlaub fahren, das ist für viele Kölner Kinder und Jugendliche ein fast unerreichbarer Wunschtraum. Einfach mal rauskommen, Neues erleben und entdecken. Entspannen. Diese Erlebnisse sind wichtig für die kindliche Entwicklung.

Kind spielt im Wald mit Laub
Spaß in der Natur

Sie lernen ihre Talente kennen, trauen sich mehr zu und werden in ihren persönlichen Fähigkeiten gestärkt, was ihr Selbstwertgefühl steigert. Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien kennen außer ihr direktes Umfeld wenig. Mit den Ferienfreizeiten des Vereins erweitern sie ihre Perspektiven, erleben ein Wir-Gefühl in der Gruppe und Teilhabe.

Wieder als Familie Schönes erleben

Ferienfreizeiten finden ebenfalls für ganze Familien statt und bilden oftmals die Basis für eine weitere Zusammenarbeit zur Stärkung der Kinder und Jugendlichen.

Gelege einer Entenfamilie am Bach
Zeit für Entdeckungen

„Es ist für diese Familien wichtig, dass sie auch zusammen Positives erleben“ so Frauke Brod, Leiterin für Soziales Lernen und Gewaltprävention bei FAIR.STÄRKEN. Sie hat die Familien begleitet und mit ihnen die Zeit in und um die Glaadter Hütte, unserer „Freizeitoase“ in der Eifel verbracht. „Auch für die Eltern ist es wichtig, dass wir dabei sind, so können sie selbst einmal entspannen.“ Das wirkt sich positiv auf die Beziehung zu den Kindern aus.

Bereits die einfach-rustikale Unterkunft beeindruckt die Gäste: „In so einem Luxus habe ich noch nie übernachtet.“ Familienfreundliche Zimmer, Gemeinschaftsräume und viel Platz zum Spielen – drinnen wie draußen in der Natur – die Glaadter Hütte ist der ideale Ort, um abzuschalten. Die wunderschöne Umgebung lädt zu Wanderungen ein, auf denen man Vieles entdecken kann.

 

Ausflüge und Erlebnisse in der Natur

Natürlich stehen auch gemeinsame Unternehmungen auf dem Programm. Ein Ausflug zum Adler- und Wolfspark Kasselburg bleibt bei Groß und Klein in schöner Erinnerung. „Ich heul gleich, ich habe noch nie Wölfe gesehen. Das sind meine Lieblingstiere.“ Kommt es dem mehrfachen Familienvater über die Lippen. Beeindruckt waren die Teilnehmenden auch von der mittelalterlichen Burg.

 

Während einer Greifvogelshow konnte man die Flugkünste von Eule, Adler & Co. bewundern. Viele der Tiere lassen sich von den Besucher:innen füttern und fressen sogar aus der Hand. Für einige der Kinder ist das ein unvergessliches Erlebnis.

 

Energien werden mobilisiert

Der Ortswechsel und der entspannte Aufenthalt haben offensichtlich die Energien einiger Teilnehmer:innen mobilisiert. Sie machen selbständig Spaziergänge und kaufen für sich und die anderen in der Selbstversorgerunterkunft zum Abendessen ein. Einmal raus dem ritualisierten Alltag und der gewohnten Umgebung, gibt es keinen Grund, nicht noch mehr zu entdecken – das gilt auch für die eigenen Fähigkeiten.

Gruppenfoto bei der FerienfahrtFrauke Brod weiß noch mehr Positives zu berichten. „Eltern, die mit ihren Kindern an den Ferienfreizeiten teilgenommen haben, melden ihre Kinder häufiger zu unseren Sozialen Trainings an. Auch nimmt das Kennenlernen des Ferienortes und der Pädagog:innen den Eltern die Ängste: Wo fährt mein Kind hin? Ist es dort sicher und gut aufgehoben? Kann ich den Personen vertrauen? Auch umgekehrt trauen sich die Kinder so eher eine Fahrt allein zu.“

Die Freizeiten sind wichtig für den familiären Zusammenhalt und für die Kinder. Fern vom Alltagstress in oftmals beengten Wohnverhältnissen oder den Spannungen in den Armutsvierten, gilt es hier, aufzutanken, gemeinsam zu lachen und die schönen Seiten des Lebens kennenzulernen.

24 gute Taten LogoMan spürt die Dankbarkeit der Menschen für diese geschenkte Auszeit: „Es ist so toll, dass ihr das alles zahlt.“ Tatsächlich wurde diese Fahrt von 24 Gute Taten e.V. gefördert. Durch den Verkauf des Adventskalenders 2022 kamen so die Spenden für die Kinder mit ihren Familien zusammen.

FAIR.STÄRKEN sagt Danke auch im Namen der Kinder!

Fotos: FAIR.STÄRKEN e.V. und Glaadter Hütte
Redaktion: Claudia Heinrich


Kind blättert in Bilderbuch

Buchtipp: Machtgeschichten und die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern

Buchtipp: Machtgeschichten von Anne Sophie Winkelmann

Kennst du das? Du wirst deinem Kind gegenüber laut, drohst mit Konsequenzen oder es kommt zu Ärger und Geschrei, weil das Kind nicht versteht, warum es sich schnell anziehen, aufräumen oder vom Baum runterkommen soll? Du fragst dich „Was könnte ich anders machen? Warum passiert mir das?“, dann kann dir dieses Buch helfen:

„Machtgeschichten“ unterstützt dich dabei, mit Kindern über Situationen zu sprechen, in denen es knallt. Es zeigt dir, wie es gelingen kann, als erwachsene Person auch in herausfordernden Situationen ruhig zu bleiben, zuzuhören und sich zu erklären. Es hilft oftmals schon, von den eigenen Erwartungen loszulassen und mit Vertrauen und Wertschätzung zu reagieren.

Das Buch von Anne Sophie Winkelmann können wir allen empfehlen, die sich damit auseinandersetzen möchten, wie Kinder und Erwachsene gut zusammenleben, in welchen Momenten Erwachsene Kinder manchmal nicht hören, nicht ernst nehmen oder verletzen und was sie stattdessen tun könnten.

Ob für pädagogische Fachkräfte, nahe Bezugspersonen oder Familie: „Machtgeschichten“ hält wertvolle Gesprächsanlässe bereit und unterstützt dabei, das eigene Handeln an Kinderrechten auszurichten. Denn: Kinder haben das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und Selbstbestimmung (Art. 19 und Art. 12 UN-Kinderrechtskonvention)!

Zwei Bücher in einem:

Einerseits ist es ein Buch für Erwachsene, um das eigene Handeln zu reflektieren, Ideen und Denkanstöße zu erhalten. Andererseits ist es ein Geschichten-Buch zum Vorlesen und Besprechen mit Kindern. Besonders eignet es sich für das Gespräch mit Kindern im Kita- oder Grundschulalter.

Titelbild des Buches: Drei Kinder klettern auf einem Baum mit rosa Blüten und blauem Himmel im Hintergrund. Eine erwachsene Person steht im unteren Teil des Bildes, blickt nach oben und streckt die Hände nach den Kindern aus. Der Buchtitel „Machtgeschichten“ ist in Schreibschrift in schwarzer Farbe über das Bild gedruckt. Darunter steht der Untertitel „Ein Buch für Kinder über das Leben mit Erwachsenen“ sowie „mit Bildern von Gaelle Lalonde“. Darüber steht die Autorin Anne Sophie Winkelmann. Am unteren Rand erscheint ein Strichcode, das Logo des Deutschen Roten Kreuzes und des Edition Claus Verlags.   Titelbild des Buches: Der Buchtitel „Machtgeschichten“ erscheint in fetten Großbuchstaben vor türkisem Hintergrund. Darunter steht der Untertitel „Ein Fortbildungsbuch zu Adultismus für Kita, Grundschule und Familie“ sowie die Autorin Anne Sophie Winkelmann. Am unteren Rand erscheint ein Strichcode, das Logo des Deutschen Roten Kreuzes und des Edition Claus Verlags.

„Ein Buch für Kinder über das Leben mit Erwachsenen“

In den 6 Geschichten geht es um alltägliche Situationen zwischen Kindern und Erwachsenen, die für beide Seiten herausfordernd und manches Mal verletzend sein können. Sie handeln vom Anziehen, vom Klettern, von Eile und Ungeduld der Erwachsenen, von unterschiedlichen Bedürfnissen oder auch von Streit und Strafen. Ganz beiläufig werden Themen, wie Geschlechterrollenbilder, vielfältige Wohnformen und Familien angesprochen.

Die integrierten Reflexionsfragen helfen dabei, mit Kindern darüber zu sprechen, wie sich die Kinder in den Geschichten fühlen könnten und ob sie selbst ähnliche Situationen, Gefühle oder gewaltvolles Verhalten der Erwachsenen kennen.

 

Es geht dabei auc Abgebildet sind Reflexionsfragen in weißer Schrift auf türkisem Untergrund: Habit ihr schon einmal erlebt dass euch eine erwachsene Person wehgetan hat? Oder dass ihr Angst hattet vor ihr oder ihm? Seid ihr auch manchmal wütend, wenn ihr etwas tun müsst und eigentlich nciht möchtet? Wie könnte die Geschichte ganz anders sein? Welche andere Lösung kann es geben, wenn Kinder nicht aufräumen möchten? Wie wäre es, wenn Mio heute gar nicht aufräumt?h um Lösungen: Die Geschichten sind eine Einladung, darüber nachzudenken, wie sich die Erwachsenen vertrauensvoll und wertschätzend verhalten könnten. Sie haben immer zwei alternative Enden. Weitere Varianten können die Kinder selbst erdenken. So gehen Erwachsene und Kinder gemeinsam auf Lösungssuche!

Zentral für den Lernprozess sind die Fragen an die erwachsenen Personen am Ende jeder Geschichte: Was hält mich manchmal davon ab, Kindern gegenüber so zu handeln, wie ich es eigentlich für richtig halte? Was erwarte ich von Kindern? Welche Auswirkungen hat das auf das Kind und unsere Beziehung? Wie kann ich zu einem anderen Weg finden?

„Ein Fortbildungsbuch zu Adultismus für Kita, Grundschule und Familie“

Die Buch-Seite für Erwachsene bietet Hintergrundtexte, Input zu machtvollem Verhalten und Strukturen sowie Denkanstöße zur Reflexion des eigenen Handelns. Es liefert wertvolle Anstöße…

… zur Selbstreflexion:

„Darf ich als erwachsene Person über Kinder bestimmen? Erwarte ich, dass sie meine Entscheidungen akzeptieren? Welche Botschaft erhalten Kinder, wenn sie nicht gefragt und einbezogen werden?“

…ebenso wie zur Auseinandersetzung im Team:

„Welche alltäglichen Entscheidungen will ich mehr und mehr mit den Kindern gemeinsam treffen? Welche Alternativen zum Thema Aufräumen und Rausgehen fallen uns ein?“

„Machtgeschichten“ stellt Selbstverständlichkeiten auf den Kopf und lässt die Lesenden Wege finden, um Kinder ernster zu nehmen und als selbstbestimmte Menschen zu achten. Ein machtkritisches und diskriminierungssensibles Buch, das wir sehr empfehlen können.
Viel Spaß beim Lesen und Lernen!

 

Machtgeschichten. Ein Buch für Kinder über das Leben mit Erwachsenen
Herausgeber: Deutsches Rotes Kreuz
Autorin: Anne Sophie Winkelmann
Verlag: edition claus
Taschenbuch: 204 Seiten
ISBN: 978-3981888355

Bild: ©Edition Claus Verlag

 

Ein Beitrag von Laura Sahm (ehem. Referentin Kinderrechte und Trainerin Soziales Lernen bei FAIR.STÄRKEN e.V.)

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Kinder pusten Kerze aus

Happy Birthday! – FAIR.STÄRKEN e.V. wird 5 Jahre alt

5 Jahre FAIR.STÄRKEN – Alles Gute!

Drucker steht in leeren Büroräumen
Noch verwaister Wirkungskreis

Als wir im Februar 2018 unsere Büroräume am Rudolfplatz in Köln bezogen haben, taten wir das mit dem Ziel, uns für mehr Chancengerechtigkeit und Kinderrechte für die Kinder und Jugendlichen in der Domstadt einzusetzen. Dabei liegen uns besonders diejenigen am Herzen, die aus benachteiligten Lebenslagen kommen, deren Familien oftmals am Rand der Gesellschaft leben und sie deshalb nicht die gleichen Möglichkeiten haben, sich zu entfalten oder die gleichen Chancen auf eine Mitgestaltung ihrer eigenen Zukunft haben.

Wir starteten mit einem Team von 9 Mitarbeiter:innen und 8 freiberuflichen Trainer:innen. Doch die Nachfrage aus Schulen, Jugendeinrichtungen und von Eltern war nach kurzer Zeit viel größer als wir erwartet hatten. Jetzt, fünf Jahre danach, sind wir ein Team aus 28 Festangestellten und 12 freiberuflichen Fachkräften.

Was hat sich in den vergangenen 5 Jahren alles getan?

Stadteilfest Butzweilerhof
Fest am Butzweilerhof

Unsere Angebote reichen von 30 Gruppen zum Soziales Lernen in den verschiedenen Stadtteilen am Nachmittag und 80 Schulklassen pro Woche, 3 Pflegekindergruppen bis zur pädagogischen und traumasensiblen Gruppenarbeit mit geflüchteten Kindern. Wir haben z. B. gemeinsam mit der GAG Immobilien AG den Nachbarschaftstreff Butzweilerhof ins Leben gerufen. Mit den vielen Angeboten und Veranstaltungen für und mit den Bewohner:innen des Neubaugebietes wurde er schnell zu einer beliebten Anlaufstelle.

Demokratie hautnah

Jugendliche sitzen vorm Brandenburger Tor
Unsere Berlinreise

Jugendliche für Politik und Geschichte zu interessieren ist nicht so einfach. Auf unseren Bildungsfahrten nach Berlin machen wir die Themen (be)greifbar. An historisch-politischen Orten, nicht nur der deutschen Geschichte und Politik, lernen die Mädchen und Jungen, was Diktatur bedeutete und Demokratie ausmacht …

Natur pur in der Eifel

Besonders stolz sind wir auf unser nachhaltiges Tipi-Dorf in der Eifel, das wir 2019 gemeinsam, aufgebaut haben. Hier können Kinder und Jugendliche auf Ferienfahrten selber kochen, Feuer machen, Holz hacken, im Fluss baden, einfach von der Hängematte in den Sternenhimmel schauen und ein paar richtige Abenteuer erleben.

Zeltplanen werden getragen
So entsteht ein Tipi-Dorf

Selbst als die Flut im Sommer 2021 unsere Tipi-Zelte mit sich riss, haben wir – auch dank zahlreicher Spenden und helfender Hände – unsere wichtige „Freizeit-Oase“ mit Jugendlichen, Eltern, Mitarbeiter:innen und Freunden wieder aufgebaut.

Wo es blüht und brummt

Wir wissen, wie wichtig eine nachhaltige Entwicklung und der Sinn für den Schutz unserer Natur für die Erziehung ist. Seit 2020 gibt es daher einen Lern- und Erlebnisgarten auf unserer großen Terrasse. Hier gedeihen eine Vielzahl von Pflanzen und Kräutern, summen Bienen und anderen Insekten vor unseren Büro- und Trainingsräumen. Außerdem wurden in verschiedenen Veedeln, wie Flittard oder in Ossendorf vor unserem Nachbarschaftstreff, Hochbeete aufgebaut, die von Kindergruppen gepflegt und betreut werden.

Kinder beim Bepflanzen der Hochbeete
Kinder beim Bepflanzen der Hochbeete

Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Soziale Lernen und Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen. Seit Januar 2019 bilden wir in der FAIR.STÄRKEN-AKADEMIE nicht nur unser eigenes qualifiziertes Fachpersonal selbst aus, sondern bieten auch Kurse für Pädagog:innen sowie Elternwebinare an.

Großes Dankeschön!

Wir sind dankbar, dass Freunde, Unterstützer:innen, Eltern, Pädagog:innen, Kinder und schließlich wir selbst an uns geglaubt haben. Es gibt im Bereich Chancengleichheit und Kinderrechte noch viel zu tun. Wir bleiben auf jeden Fall dran und freuen uns auf die nächsten Jahre.

Scheckübergabe AWB an Mechthild Böll
Riesenfreude bei der Scheckübergabe der AWB

5 Jahre FAIR.STÄRKEN gibt uns auch Anlass, Botschafter:innen und Kooperationspartner zu interviewen und einmal unsere Archive zu durchsuchen und für euch die besten Ereignisse aufleben zu lassen und unsere schönsten Bilder zu zeigen. Lasst euch überraschen.

Eurer FAIR.STÄRKEN-Team us Kölle 😉

Team von Fairstärken


Kinder stehen auf einer Wiese im Kreis und halten ein buntes Tuch in die Luft

Alles, was du machst, ist richtig-Tag

ALLES, WAS DU MACHST, IST RICHTIG-TAG

Alles, was du machst, ist richtig???

Am 16. März zelebrieren wir den Alles-Was-Du-Machst-Ist-Richtig-Tag (engl. „National Everything You Do Is Right Day“).
Wir möchten dieses Tagesmotto zum Anlass nehmen, um über ein glückliches Aufwachsen von Kindern zu sprechen und unsere Gedanken mit euch zu teilen.

Ich möchte fragen: Was braucht ein Kind, um glücklich zu sein?
Die Kinder von heute gestalten die Welt von morgen. Ein Allgemeinsatz. Und doch so richtig und wichtig, dass wir gut beraten sind, so viel wie möglich in die Kindheit und die Kinder zu investieren.

Ich bin der Überzeugung, dass ein Kind zunächst ein paar soziale Rahmenbedingungen benötigt, um glücklich aufwachsen zu können:

  • eine oder mehrere feste, verlässliche Bezugspersonen,
  • regelmäßiges Essen,
  • ein warmes Zuhause.

Teilhabe, als wichtiger Faktor

Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, ist ein weiterer wichtiger Faktor für ein glückliches Aufwachsen von Kindern. Das heißt: am sozialen Kinderleben wie Klassenfahrten, an Ausflügen teilnehmen, Skateboard fahren, coole Turnschuhe anhaben: „So sein wie die Gruppe“, steht hier ganz vorne. Und ohne das Stigma „Ich krieg ne Spende, weil ich arm bin!“.

Neben den äußeren, sozialen Faktoren gibt es aber auch innere, persönliche Faktoren, die es für ein glückliches Leben bedarf.

Ein Kind muss sich so angenommen fühlen, wie es ist. „ICH BIN GUT“ – diese Überzeugung sollte jeder Mensch von sich haben. „Ich kann etwas bewirken mit meiner Meinung und meinen Wortbeiträgen“, „Ich zähle etwas in meiner Gruppe und meiner Schulklasse“. Das hört sich einfacher an als es ist. Damit ein Kind sich selbst positiv wahrnimmt, braucht es

  • eine gesunde Eltern-Kind-Bindung,
  • viele positive Gemeinschaftserlebnisse und
  • unbedingt die Abwesenheit von Gewalterfahrungen.

Diese Voraussetzungen bringt keineswegs jedes Kind mit.

FAIR.STÄRKEN unterstützt ein glückliches Aufwachsen

Genau damit arbeitet FAIR.STÄRKEN! Den wichtigen Satz: ICH BIN GUT versuchen wir den Kindern und Jugendlichen in unseren Gruppen zu vermitteln.

Deshalb arbeiten wir am besten mehrere Jahre mit den Kindern, haben feste Gruppen und Bezugspersonen für die Teilnehmenden und üben einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten – auch wenn ein Konflikt gewaltvoll startet. Zwei Jungen schieden Grimassen

Ein glückliches Kind kann sein Leben engagiert in die Hand nehmen, Freunde finden, Bildungsangebote nutzen, einen Schulabschluss machen, einen Beruf erlernen.

Wir sehen natürlich immer wieder Verhaltensweisen von Kindern, die nicht gesellschaftlich akzeptabel sind, die ein Gruppenleben erschweren, die anderen Kindern nicht guttun. Die Kinder müssen im Laufe ihrer Kindheit lernen, welches Verhalten gut für sie selbst und für andere ist und welches nicht. Dafür sind sie Kinder, die sich ausprobieren und sich entwickeln. Und wir wollen sie darin unterstützen.

Also: DU BIST GUT! Nicht immer alles, was du tust, ist richtig, aber Fehler macht jeder mal …

Dieser Tag ist ein Hoch auf die positive Erziehung!

 

 

Ein Beitrag von: Mechthild Böll (geschäftsführende Vorständin bei FAIR.STÄRKEN e.V.)

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Mechthild Boell Fairstaerken

5 Jahre FAIR.STÄRKEN – Interview mit Mechthild Böll

5 JAHRE FAIR.STÄRKEN – EIN INTERVIEW MIT MECHTHILD BÖLL

2018 hat der Verein FAIR.STÄRKEN e.V. seine Büroräume im Herzen von Köln bezogen. Mechthild Böll, Mitbegründerin und geschäftsführende Vorständin, kann seit dem auf gute und nicht so gute Ereignisse zurückblicken … denkt aber niemals ans Aufgeben. Wir haben sie zu einem Interview gebeten.

1. FAIR.STÄRKEN feiert in diesem Jahr sein 5-jähriges Bestehen. Wie geht es dir dabei?

Kinder, wie die Zeit vergeht! Ich bin ehrlich gesagt unglaublich stolz auf unseren Verein, auf alle Mitarbeitenden, dass wir es tatsächlich geschafft haben, in 5 Jahren eine in Köln etablierte Präventionseinrichtung zu werden. Unsere Angebote werden sehr gut nachgefragt – das hat eine gute und eine schlechte Seite. Die gute: wir alle haben sinnvolle Arbeit mit echter Wirkung. Die schlechte: Die deutlich steigende Nachfrage ist auch ein Zeichen, dass viele Kinder und Jugendliche nach der langen Corona-Pause im Kinderleben vielfach bedürftig sind. Sie sind psychisch belastet und brauchen Sinn und Perspektiven und das Gefühl, dass sie gut sind, wie sie sind. Wir merken heute, dass unsere Arbeit wichtiger denn je ist.

2. Rückblickend auf die letzten 5-Jahre: Wofür bist du besonders dankbar und welche Ereignisse sind dir nachhaltig in Erinnerung geblieben?

Gruppenfoto Mitarbeitende fair stärkenEinfach toll ist die Stimmung bei FAIR.STÄRKEN. Wir versuchen das, was wir den Kindern vermitteln wollen, auch selbst zu leben: Respektvoller Umgang, Engagement, Humor und Spaß an der Sache. Für mich jedenfalls ist es der Traumarbeitsplatz – Ich hoffe, für die anderen ebenfalls.

Wir haben es geschafft, mit regelmäßiger Gruppenarbeit Prävention zu betreiben, die den Kindern, die mit vielen Problemen zu Hause aufwachsen müssen, bessere Zukunftschancen bringen. Denn ein Leben in Armut kann überwunden werden. Chancengleichheit für ALLE Kinder – das Ziel treibt uns an.

Das markanteste Ereignis in den 5 Jahren war sicherlich die Flutkatastrophe am 14. Juli 2021, die unser Tipi-Lager in der Eifel komplett weggespült hat. Glücklicherweise ist kein Kind zu Schaden gekommen, die Gruppe war rechtzeitig abgereist. Aber da habe ich lange dran geknabbert …

Das Ereignis löste dann eine wirklich große Spendenbereitschaft aus, so dass wir im letzten Jahr ein neues – und noch schöneres – Lager aufbauen konnten. Viele, viele Menschen packten mit an. Es war herrlich – in vier Tagen mit immer mindestens 40 Personen: Mitarbeitende, Eltern, Jugendliche und Kinder, Freunde. So konnten dann wieder von Mai bis September letztes Jahr mehrere Gruppen an der Kyll ihre Ferien verbringen!Gruppenfoto von Kindern vor den Tipizelten

Und was mich immer wieder beeindruckt: die Dankbarkeit der Kinder gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jedes Kind drückt es anders aus – manchmal sogar mit Briefchen, aber immer ist es der beste Lohn für unsere Arbeit.

3. Gab es Situationen, bei denen du ans Aufgeben gedacht hast?

Nein nie! Es wird immer noch besser!

4. Welche Wünsche und/oder Pläne hast du für den Verein für die nächsten 5 Jahre?

Das Wichtigste ist, dass wir tatsächlich die Kinder und Jugendlichen erreichen, die Unterstützung benötigen. Das hat bisher gut geklappt und muss so bleiben!

Wünsche für die Zukunft habe ich so einige:

  • Eine wissenschaftliche Untersuchung unserer Wirkung.
  • Noch mehr Nachhaltigkeitsprojekte mit Kindern und Jugendlichen, die das bei uns zum ersten Mal hören.
  • Förderungen und Spenden, die LANGFRISTIG bewilligt werden. Die kurzfristige Projektfinanzierung in Deutschland ist wirklich furchtbar für Vereine wie FAIR.STÄRKEN.
  • Eine noch bessere, enge Zusammenarbeit mit anderen Sozialträgern in Köln und Ämtern wie das Jugendamt, den Schulpsychologischen Dienst, das Wohnungsamt etc.
  • Eine noch viel bessere Integration der Kinder und Jugendlichen, die durch Flucht zu uns gekommen sind. Sie sind eine große Bereicherung. Eine wirklich inklusive Stadtgesellschaft ist mein Ziel.

5. Was möchtest du den Kindern und Jugendlichen in Köln mit auf den Weg geben?

Das Leben ist schön. Sucht euch Nischen für euch, engagiert euch. Trotz Klimawandel und Armut – lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Zukunft gut wird!

Und: kommt zu unseren Gruppenangeboten!


Flüchtlinge Ukraine Köln

Ukraine: Abwechslung vom Alltag in der Notunterkunft

UKRAINE: ABWECHSLUNG VOM ALLTAG IN DER FLÜCHTLINGSUNTERKUNFT

Eine Flüchtlingsnotunterkunft in Köln im Jahr 2022. Eine von vielen in Deutschland. Trist, monoton, karg und ohne Privatsphäre. Kein guter Lebensraum für Menschen, erst recht nicht für Kinder. Hier waren vor allem Menschen aus der Ukraine untergekommen, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Zwischen Sprachspielen und Musizieren

Deutsch-ukrainische FreundschaftWir von FAIR.STÄRKEN wollten helfen, Abwechslung in den Alltag der ca. 70 Kinder und Jugendliche bringen. Unterstützt wurden wir dabei von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Vielen Dank dafür!
In den folgenden vier Monaten veranstalteten wir in der Unterkunft Gruppenaktivitäten, wobei zunächst vertrauensfördernde Maßnahmen zum Kennenlernen im Vordergrund standen, aber auch gemeinsame Sprachspiele und Musizieren gehörten zum Programm.

Malen und basteln mit ukrainischen Kindern

Von uns dabei waren jeweils zwei pädagogische Fachkräfte und die Ehrenamtliche Liudmyla. Sie ist Kunstlehrerin aus der Ukraine, unsere sprachliche Brücke und Kontaktperson zu den Menschen in dieser Unterkunft.
Wir haben vor allem spaßfördernde Aktionen und Kreativspiele angeboten, um mögliche Sprachbarrieren zu umgehen – ein Fußballfeld voll mit Spielsachen wurde auf dem Gelände vor dem Gebäude ausgebreitet.

Spielerisch Deutsch lernen

Blumen Ukrainische KinderImmer mehr neugierige Kinderaugen eroberten freudestrahlend das neue Terrain. Es wurde gemalt, Bänder geflochten, mit Modelliermasse geknetet und Gummi getwistet – mit Händen und Füßen kommuniziert. Spielend erlernt man eine neue Sprache am besten, und die Resultate konnten sich in den kommenden Wochen durchaus sehen bzw. hören lassen. Ob beim Zählen „Ich weiß bis 10!“ oder beim Farbenraten: „Das ist rot“ präsentierten die Kleinen stolz ihre ersten Deutschkenntnisse.

Mit Musik den Alltag vergessen

Dennis Musik KinderMusik ist immer gut, Musik verbindet Generationen und Nationen. In diesem Sinne haben wir natürlich auch Musikinstrumente mitgebracht. Teamer – Jugendliche aus Köln – nahmen auch teil und unterstützten die Pädagog:innen. Sie wurden zunächst vorbereitet und konnten nach kurzer Zeit mit eingesetzt werden. Unserer FAIR.STÄRKEN-Trainer Dennis gab einen Trommel-Workshop für Kinder mit und ohne Fluchthintergrund. Begeistert schlugen die kleinen Hände auf die Trommeln, Xylophone und Rasseln ein. Selbst eine 5-minütige Pause wurde nicht akzeptiert, es machte einfach so viel Spaß. Ein kleines ukrainisches Mädchen setzte sich mit seinem Instrument einfach etwas entfernt von der Gruppe hin und spielte weiter. Die Kölner Kinder und die ukrainischen Kinder verstanden sich mit den Augen und dem Trommelrhythmus.
Auch einige der Eltern haben sich von dem Treiben vor der Unterkunft anlocken lassen und machten beim Kneten und Malen eifrig mit.

Ukrainische Kinder lernen DeutschDiese Zeit hat für alle Beteiligten eine schöne Abwechslung vom Alltag in der Flüchtlingsunterkunft gebracht und für ein paar Stunden die schlimmen Erinnerungen an den Krieg in der Ukraine und die Sorgen um die Zurückgelassenen vergessen lassen. Über die Schulsozialarbeiter:innen erreichte FAIR.STÄRKEN auch Kinder, die dezentral in Hotels oder Privatunterkünften leben und sehr von der Isolation betroffen sind.

Logo Deutsche Stiftung für Engagement und EhrenamtVielen Dank an die Helfenden, an Liudmyla, an das FAIR.STÄRKEN-Team und ganz besonders an die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die uns das alles ermöglicht hat.

Info: Seit Beginn des Krieges sind über 10.000 Ukrainer:innen in Köln angekommen, unter Ihnen mehr als 6.000 Kinder. Ca. 3.300 leben in Erstaufnahmeeinrichtungen und leiden unter Isolation und Eintönigkeit. Einige haben Traumafolgestörungen, andere erleiden Traumata in den Sammelunterkünften.

Fotos und Bericht: Irene Krotter Koordination Soziales Lernen und Gewaltprävention bei FAIR.STÄRKEN
Redaktion: Claudia Heinrich


Übergabe des Schecks mit Frau Wenze und Deborah Helmbold, beide sitzen nebeneinander am Tisch, im Hintergrund Kinder

Zukunft mit "Kinderträume" – Eine Stiftung der ETL-Gruppe

SCHECKÜBERGABE MIT „KINDERTRÄUME“ – EINE STIFTUNG DER ETL-GRUPPE

Am 13. Januar 2023 fand die Scheckübergabe von „Kinderträume“, eine Stiftung der ETL-Gruppe statt. Zu diesem Anlass kam Frau Wernze in Begleitung der ehemaligen „Wissen macht Ah!“-Moderatorin Shary Reeves zu einer unserer Kindergruppen im Wohnheim für Geflüchtete.
Dort haben die Besucher:innen einen Eindruck in unsere Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen erhalten und konnten zwei Trainer:innen sowie die pädagogische Koordinatorin Deborah Helmbold persönlich kennenlernen.

Ein Spendenscheck für Zukunftschancen

Der 10.000 €-Scheck unterstützt unsere Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrungen, die wir in verschiedenen Wohnheimen betreuen.
In den Gruppen heißt es: Ankommen, Vertrauen aufbauen, Freundschaften knüpfen. Hier ist viel Feingefühl von Seiten der Pädagoginnen und Pädagogen gefordert – denn viele Kinder leiden noch unter den erlittenen Traumata. Unsere Mitarbeiter:innen sind dafür speziell weitergebildet. In den Gruppen wird gebastelt, gemalt, gespielt, gesprochen, gelacht und zugehört.

Das Wichtigste der traumasensiblen Gruppenarbeit

ETL Spendenscheck KinderträumeMit dem großen Scheck kommen wir unseren Zielen ein großes Stück näher. Damit können wir gewährleisten, dass die Trainings regelmäßig, über einen längeren Zeitraum stattfinden und den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden.
Die Kinder sollen sichere Orte und schöne Stunden verlässlich erleben können. Sie lernen wieder neu, Vertrauen in zunächst fremde Menschen aufzubauen. Die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes nach einer traumatischen Erfahrung steht besonders im Fokus. Die Kinder werden in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt, auf ihre inneren Bedürfnisse zu hören und ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Sie sollen gestärkt und resilienter werden. Neben dem Selbst spielt auch die soziale Gruppe eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Kinder. Neue Kontakte, schöne Erlebnisse und Erfahrungen in der Gruppe, ein Gemeinschaftsgefühl und die Bewusstwerdung der eigenen Rolle innerhalb der Gruppe.
Auch Ausflüge, die Erkundung der neuen Umgebung, spielerisches Erlernen der Sprache sowie Freude an freizeitpädagogischen Programmpunkten stärken die Kinder in ihrem Aufwachsen in Köln.

Logo der Deutschen Stiftung für Engagement und EhrenamtWir sagen DANKE, auch im Namen der Kinder, die an den traumasensiblen Gruppenangeboten teilnehmen, und freuen uns über die Möglichkeit, Kindern in Köln Zukunftschancen zu eröffnen und sie bei ihrem Ankommen unterstützen zu können. Das wäre ohne Fördermittelgeber, wie „Kinderträume“- eine Stiftung der ETL-Gruppe, nicht möglich!

Text: Maike Merrem


Kuscheltier in Form eines Schafes schaut blickt aus dem Griff eines Sportgeräts hinaus, am rechten Bildrand ist ein Korb mit Bällen zu sehen

Besuch beim Sozialtraining der "Coolen Pänz"

BESUCH BEIM SOZIALTRAINING DER „COOLEN PÄNZ“

Sozialtrainer Ralf HilfstellungSamstagvormittag in der Turnhalle einer Grundschule. Ausgelassen rennen, springen, toben die 8 bis 12-Jährigen umher. Ralf, einer der Trainer, erklärt: „Wir lassen die Kinder sich erstmal etwas abreagieren. Außerdem kann man so beobachten, wie sie gerade drauf sind. Ob sich zum Beispiel jemand alle Bälle nimmt oder ein wenig aggressiv ist …“ Dann finden sich alle in einem Kreis zusammen – zum Begrüßungsritual. Zunächst wird allerdings demokratisch entschieden, ob ich als Gast dabeibleiben darf. Ich erzähle den 10 Kindern und zwei Trainer:innen in der Runde, was ich eigentlich mache. Ich sage, dass ich für FAIR.STÄRKEN arbeite und mit Menschen spreche, damit sie uns Geld für unsere Arbeit und solche tollen Trainings geben. Damit ich das auch gut machen kann, möchte ich es selbst einmal erleben und sehen, was hier passiert. Ich darf bleiben.

„Mir geht es gut, weil ich hier sein kann.“

Sozialtrainerin AlineAline, die zweite Trainerin, holt Frau Jansen dazu. Frau Jansen ist ein kleines weißes Schaf, das als „Redestock“ von einem zum anderen durch den Kreis gereicht wird. Jedes Kind, das Frau Jansen in der Hand hält, darf sprechen und erzählen, wie es ihm heute geht. „Mir geht es gut, weil ich hier sein darf.“, ist ein häufiger Satz. Tatsächlich scheinen die Kinder dieses samstägliche Beisammensein zu genießen. „Ich bin traurig, weil mein McDonalds-Glas kaputtgegangen ist, das war von 2017.“ Und weiter erzählen die Kinder in die Runde, was sie in der Woche beschäftigt hat. Dabei wird darauf geachtet, dass alle ausreden können und niemand unterbrochen wird. Auch Fragen werden interessiert gestellt.

Nun wird es wieder aktiv. Ein Spiel wird erklärt und Mannschaften gebildet. Ausgelassen und voller Enthusiasmus rennen die Kinder in alle Richtungen, sammeln die Hütchen von der gegnerischen Seite ein und schaffen es mehr oder weniger erfolgreich, sie auf die eigene Seite zu bringen. Dabei wird Fairness großgeschrieben. Das Spiel ist vorbei, alle lassen sich völlig kaputt fallen und relaxen.

Zwischen Austoben und Aussprechen

Beim Sozialtraining mit FairtstärkenEs kommt zum entspannten Teil: Aline versammelt die Kinder wieder im Kreis. Auf dem Rücken liegend sollen sie zur Ruhe kommen. Meditation ist angesagt. „Stellt euch vor, ihr liegt am Strand.“ Leises Wellenrauschen ertönt aus ihrem Handy, um die Vorstellung perfekt zu machen. „Und nun stellt euch vor, ihr habt einen Ballon, in den ihr alle eure Sorgen hineinpacken könnt. Packt alles hinein, was euch belastet.“ erzählt sie weiter. „Meiner ist schon voll, da geht nichts mehr rein.“ Hört man eine leise Stimme aus dem Kreis.“ Ich muss etwas schlucken und habe einen Kloß im Hals. „Ich habe einen Heißluftballon, da passt ne Menge rein.“ Ertönt es von der anderen Seite des Kreises. Lachen. „Was hast du denn in deinen Ballon gepackt, will Aline von einem der Mädchen wissen. „Gestern gab es einen Streit zu Hause, den fand ich nicht schön, und der ist jetzt in meinem Ballon.“

Meditation im SozialtrainingEin zweites Spiel wird vorbereitet, die Regeln erklärt. Wieder schallt Kinderlachen und Gekreische durch die Halle. Bunte Bälle sausen mir um die Ohren. Fix und fertig, aber glücklich sitzen die Kinder im Abschlusskreis wieder zusammen und sollen erzählen, was ihnen heute gefallen hat und was nicht so. „Ist das Training denn schon wieder vorbei?“, hört man einen der Jungen, der noch völlig aus der Puste ist, rufen. Die Zeit geht schnell rum, wenn man Spaß hat und sich austoben und einfach mal alles vergessen kann.

Die „Coolen Pänz“ vergessen Niemanden

Ich hatte zwei Tüten Kekse mitgebracht, als kleinen Einstand. Ich reiche sie links und rechts von mir in die Runde. Jedes Kind darf sich jeweils einen Keks herausnehmen. Alle greifen vorsichtig in die Tüten. „Da ist aber noch jemand, der noch keinen Keks bekommen hat.“ ruft ein aufmerksamer kleiner Beobachter in die Runde … Dankbar und gerührt darf auch ich mir meinen Anteil aus der knisternden Verpackung nehmen. Hier wird tatsächlich niemand vergessen.

Informationen zu den Sozialtrainings

Die „Coolen Pänz“ sind ein Projekt von FAIR.STÄRKEN, das zu den Sozialkompetenztrainings des Vereins gehört. Diese Trainingsangebote werden von je zwei speziell geschulten pädagogischen Fachkräften in Turnhallen von Schulen durchgeführt und finden jeweils einmal pro Woche für zwei Stunden, oftmals über mehrere Jahre, statt. Diese Regelmäßigkeit schafft bei den Kindern Sicherheit und baut Vertrauen in die Trainer:innen und das Projekt auf – die Kinder können sich hier auf etwas und Jemanden verlassen. Beim Training selbst stehen die Förderung von Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit sowie die Verbesserung der Kompetenzen zur Selbsteinschätzung und Selbstreflexion im Vordergrund. Die Kinder verbessern ihre Kommunikationsfähigkeit, lernen Team- und Kooperationsbereitschaft. Durch die Spiele und die Gesprächsrunden wird das Wir-Gefühl durch gemeinsame Gruppenerlebnisse gestärkt. Das Einüben von neuen Verhaltensstrategien fällt den Kindern und Jugendlichen innerhalb ihrer vertrauten Gruppe leichter.

Fotos/Text: Claudia Heinrich (Neu im Team von FAIR.STÄRKEN)Portrait Claudia Heinrich Team Member


Fußballer Suheyel Najar lacht freundlich im Interview mit Fair.Stärken

Suheyel Najar im Interview mit FAIR.STÄRKEN

SUHEYEL NAJAR IM INTERVIEW MIT FAIR.STÄRKEN

Suheyel Najar Ist in Deutschland geboren und in Köln-Ostheim aufgewachsen, seine Eltern kommen aus Tunesien. Aber alle nennen ihn nur „Su“. Er ist einer von vielen Jugendlichen, die bei FAIR.STÄRKEN über mehrere Jahre an Sozialtrainings teilgenommen haben. Mittlerweile ist der 26-jährige erfolgreicher Fußballspieler bei Fortuna Köln, hat eine eigene Familie und ist glücklich. Wir trafen ihn zu einem Interview und wollten wissen, was ihm das Training bei uns gebracht hat, und an was er sich gern zurückerinnert.

Sachen, die man auf der Straße nicht lernt

Suheyel Najar im Interview mit Fairstärken„Andy (einer der Trainer) ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil er der ausschlaggebende Punkt war, warum wir teilgenommen haben. In Brennpunkten sind ja viele Gruppen unterwegs, viele bieten ausschließlich Fußball an. Und er hat es praktisch möglich gemacht, dass wir eine Halle hatten, wo wir uns mittwochs 16 Uhr getroffen haben. Und da haben wir nicht nur Fußball gespielt, sondern auch andere Spiele, die andere Attribute gefördert haben, wie Kommunikation, wie Empathie, wie Selbstverständnis, Selbstbewusstsein, Selbstbeteiligung. Das sind alles Sachen, die es auf der Straße, im normalen Umgang so nicht gibt, nichts, was man dort lernt. Von daher hat er uns so einen Rahmen geschaffen.“ Er lächelt. „Ich erinner mich an Andy, weil er das in die Hand genommen und die Truppe beisammengehalten hat. Das war sehr schön, weil es auch regelmäßig stattgefunden hat.“

PowerKids – Sozialtraining mit qualifizierten Trainer:innen

Mit 12 kam Suheyel in die Gruppe PowerKids zusammen mit einigen seiner Cousins. „Man ist da so automatisch reingerutscht. Ich war jetzt in keinem Loch oder so. Man war halt beschäftigt, und die Eltern wussten, man ist da gut aufgehoben. Da sind ausgebildete Trainer, die sich um die Kinder kümmern.“

Was war denn das Besondere an dem Training bei FAIR.STÄRKEN: „dass man eine Halle hatte für sich und Mitbestimmungsrecht. Wir hatten einen gewissen Freiraum, wo wir mitentscheiden durften, was wir heute machen.“ Allerdings wurde darauf geachtet, dass nicht nur Fußball gespielt wurde. „Fußball war die Kirsche auf der Sahnetorte“ lacht der sympathische junge Mann. „Wenn wir uns gut benommen haben, wenn alles geklappt hat, dann durften wir am Ende 10-15 Minuten Fußball spielen.“

Zu den verschiedenen Aktivitäten gehört auch ein Stuhlkreis, wo die Jugendlichen über verschiedene Themen reden können, auch Selbstreflexion. „Normalerweise spielten wir Fußball und gingen dann nach Hause und dachten nicht groß über das Leben nach. Unser Trainer hat es geschafft, uns aus dem Alltag rauszuziehen und gesagt, es gibt neben dem Fußball oder der Schule auch noch andere Dinge, über die man sich Gedanken machen sollte: Wofür interessier ich mich? Wofür stehe ich? … Fand ich cool.“

Gruppenaktivitäten als Ersatz zum Abhängen

Suheyel Najar im Interview mit FairstärkenUnd, hat ihm das Training mit FAIR.STÄRKEN in seinem Leben weitergeholfen: „Auf jeden Fall!“ berichtet er stolz, „Es kommt darauf an, in welchem Viertel du aufwächst. In Brennpunkten zum Beispiel ist es oft so, dass man Kriminalität vor den Augen hat, dass man die Dinge sieht, die man eigentlich als Kind nicht sehen sollte. Dass man das alles mitbekommt“ Su wird ernst. „Und wenn man davon weggehalten wird, zum Beispiel durch solche Gruppenaktivitäten, ist das schon sehr wichtig. Es ist ein wichtiger Ersatz.“ Einige seiner Freunde haben trotz aller Umstände einen guten Schulabschluss gemacht und einen guten Job gefunden und andere wiederum gehen von Knast zu Knast.

Projekte sind wichtig und halten von falschem Einfluss ab

„Es kommt darauf an, mit wem du zusammen bist, und was die Eltern dann auch zulassen … Meine waren sehr streng.“ Rückblickend sieht er, dass es ihm geholfen hat, auch wenn er es damals natürlich nicht so cool fand. Gerade auch bei einem starken Gruppenzwang und dem Wunsch, dazuzugehören, kann es schnell in die falsche Richtung gehen, weshalb es wichtig ist, „dass es Projekte, wie bei FAIR.STÄRKEN gibt.“

Mittlerweile ist Suheyel erfolgreicher Fußballspieler. Er hat es geschafft, aus eigener Kraft, seinen Lebensweg zu bestimmen. Heute ist er dankbar, dass alles gut läuft und bleibt dabei bescheiden und bodenständig. „Ich bin verheiratet, hab eine Wohnung, ein Dach übern Kopf, warmes Wasser, warmes Bett … was vielleicht die Menschen auf anderen Kontinenten nicht haben.“ Natürlich ist er auch dankbar für das gottgegebene Talent als Fußballer.

„Haltet euch an Menschen, die euch weiterbringen!“

Doch, was kann er anderen Kinder und Jugendlichen mit auf den Weg geben. „Es ist wichtig, dass man sich an Prinzipien hält und an Menschen, die dich weiterbringen im Leben. Und sich nicht irgendwo dranhängen, nur um cool zu sein. Man muss sich schon die richtigen Freunde aussuchen. Dass diejenigen, die in der Klasse am lautesten sind, nur cool sein wollen, und dass man nicht auf den Zug aufspringen soll. Ich kanns euch jetzt sagen, ich bin 26. Das ist nicht cool. Wenn man auf der Straße etwas mitmacht, nur um dazuzugehören, obwohl man weiß, dass es falsch ist.“ Und er ergänzt: „Diese Leute sollten mit dir abhängen wollen und nicht andersrum!“

Suheyels Tipps:

  1. „Nicht auf einer Welle mitreiten und irgendwelchen ‚Alphatieren‘ hinterherlaufen, nur um dazuzugehören. Man soll seine eigenen Prinzipien haben und denen treu bleiben. Ein Appell an die Eltern: die Kinder nicht alles machen lassen, worauf sie Bock haben.“
  2. „In der Schule anstrengen! Schule ist sehr wichtig und der Grundstein für Studium und Ausbildung. Wenn man das verschläft, hat man einfach weniger Chancen. Wenn du Gas gibst in der Schule oder auch im Studium hast du später deine Ruhe. Und du musst keine Jobs machen, wozu du keine Lust hast. Wenn man sich anstrengt, stehen einem alle Wege offen.“

Allein vom Fußball kann Suheyle noch nicht leben. Er arbeitet beim JobCenter in Köln. So kennt er sich auch aus, was verschiedene Berufe und Gehälter angeht. Er lobt die Menschen, die in der „Sozialen Schiene unterwegs“ sind. „Ich glaube nicht, dass Andy damals so viel verdient hat, Ich meine, der hat das mit Herz gemacht, er wollte den Kindern was mitgeben.“

Mit Sicherheit. Wie Andy damals, sind unsere Trainer:innen auch heute mit Herzblut bei der Sache. Sie wissen, wie viel Einfluss sie auf die Zukunft der Kinder und Jugendlichen haben. Mit Leidenschaft und pädagogischem Geschick stellen sie die Weichen für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. „Man merkt auch bei allen, die an diesen Projekten teilgenommen haben, die haben immer irgendwas erreicht, die haben auf jeden Fall was mitgenommen. Wenn du 4-5 Jahre in einer Gruppe bist, dann merkst du bei deinem Nebenmann auch schneller, wenn der irgendwas hat. Wenn man nicht angebunden ist und für sich selbst oder mit irgendwelchen Freunden in den Tag hineinlebt, dann kann man sehr schnell abrutschen, so dass man kriminell wird.“

Wir freuen uns, dass Suheyel sein Leben gemeistert hat, und sind auch ein wenig stolz, möglicherweise als Verein ein kleines Bisschen dazu beigetragen zu haben. Wir wünschen ihm und seiner Familie eine schöne Zukunft. Vielleicht demnächst ja als Fußballspieler in der Deutschen Nationalmannschaft.

Interview: Maike Merrem; Text: Claudia Heinrich

Das ganze Interview findet ihr auf unserem YouTube-Kanal

 

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Update: Das Interview mit Suheyel Najar fand im März 2022 statt. Mittlerweise ist der Kicker 27 und als Stürmer beim SV Wehen Wiesbaden unter Vertrag.


Vier Kinder spielen im Wald, stehen auf einem Baumstamm und halten Stöcke in die Luft

Wir feiern den Weltspieltag am 28. MAI 2022

WIR FEIERN DEN WELTSPIELTAG AM 28. MAI 2022

Unter dem Motto „Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“ findet in diesem Jahr der 15. Weltspieltag statt. Genau das fordert auch FAIR.STÄRKEN, darum setzen wir uns uneingeschränkt für viel Platz, Raum und Zeit zum bewegungsorientierten Spielen ein.

Das Deutsche Kinderhilfswerk nutzt gemeinsam mit „Bündnis Recht auf Spiel“ und „Kinderfreundliche Kommune e.V.“ diesen Tag, um das Grundbedürfnis des Spiels bei Kindern wieder in den Fokus zu rücken und dessen zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und dem gesunden Aufwachsen von Kindern zu thematisieren.

Spielen – Ein Grundbedürfnis

Neben Trinken, Nahrung und Schlaf ist Spielen ein Grundbedürfnis von Kindern und für ein gesundes kindliches Aufwachsen unabdingbar.
Im Spiel lernen die Kinder sich selbst besser kennen, sie können ihr kreatives Potenzial entfalten und ausschöpfen. Kinder werden zu Gestalter:innen, die voller Stolz und Freude sind, aber auch zu Gegener:innen und Herausforderer:innen. Beim Spiel lernen die Kinder ihre Grenzen kennen, werden auch mal wütend, traurig oder frustriert, sie erfahren welche Rolle Regeln im Leben spielen und wie ein faires Miteinander funktioniert.

Zeit und Raum für Bewegung und Spiel

Einfach nur spielen, mit den Gedanken in eine Traumwelt entfliehen und einfach Kind sein. Was Kinder sich nichts sehnlicher wünschen ist genau das! Zeit zum Spielen haben. Am liebsten an der frischen Luft, im Park, im Wald oder im Garten. Hier gibt es so viel zu entdecken und die Bewegung steht an erster Stelle: Fangen mit Freund:innen, Verstecken im Dickicht, Fußball mit Toren aus Holzstöcken… Was traumhaft klingt ist leider nicht immer die Realität. Viele Kinder halten sich zunehmend Zuhause auf, bewegen sich wenig und konsumieren in ihrer Freizeit eher TV-Angebote. Die Pandemie hat dies noch verstärkt.

Kindheit hat sich zunehmend in Innenräume verlagert – unsere Gruppenangebote finden in Turnhallen oder draußen statt- in unseren Trainings steht Bewegung an erster Stelle ebenso wie Spiel und Spaß!

„Spiel, Freizeit und Erholung“ ist auch in Artikel 31 der UN Kinderrechtskonvention, die Deutschland unterschrieben hat, aufgeführt und zeigt damit nochmal deutlich, wie wichtig Bewegung und Spiel für Kinder ist!

Kinderrecht: Ar­ti­kel 31 – Spiel, Frei­zeit & Er­ho­lung

(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung so­ wie auf freie Teilnahme am kul­turellen und künstlerischen Le­ben.

(2) Die Vertragsstaaten achten und fördern das Recht des Kindes auf volle Beteiligung am kultu­rellen und künstlerischen Leben und fördern die Bereitstellung geeigneter und gleicher Möglich­keiten für die kulturelle und künstlerische Betätigung sowie für aktive Erholung und Frei­zeitbeschäftigung.

 

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