5 JAHRE FAIR.STÄRKEN – EIN INTERVIEW MIT MECHTHILD BÖLL

2018 hat der Verein FAIR.STÄRKEN e.V. seine Büroräume im Herzen von Köln bezogen. Mechthild Böll, Mitbegründerin und geschäftsführende Vorständin, kann seit dem auf gute und nicht so gute Ereignisse zurückblicken … denkt aber niemals ans Aufgeben. Wir haben sie zu einem Interview gebeten.

1. FAIR.STÄRKEN feiert in diesem Jahr sein 5-jähriges Bestehen. Wie geht es dir dabei?

Kinder, wie die Zeit vergeht! Ich bin ehrlich gesagt unglaublich stolz auf unseren Verein, auf alle Mitarbeitenden, dass wir es tatsächlich geschafft haben, in 5 Jahren eine in Köln etablierte Präventionseinrichtung zu werden. Unsere Angebote werden sehr gut nachgefragt – das hat eine gute und eine schlechte Seite. Die gute: wir alle haben sinnvolle Arbeit mit echter Wirkung. Die schlechte: Die deutlich steigende Nachfrage ist auch ein Zeichen, dass viele Kinder und Jugendliche nach der langen Corona-Pause im Kinderleben vielfach bedürftig sind. Sie sind psychisch belastet und brauchen Sinn und Perspektiven und das Gefühl, dass sie gut sind, wie sie sind. Wir merken heute, dass unsere Arbeit wichtiger denn je ist.

2. Rückblickend auf die letzten 5-Jahre: Wofür bist du besonders dankbar und welche Ereignisse sind dir nachhaltig in Erinnerung geblieben?

Gruppenfoto Mitarbeitende fair stärkenEinfach toll ist die Stimmung bei FAIR.STÄRKEN. Wir versuchen das, was wir den Kindern vermitteln wollen, auch selbst zu leben: Respektvoller Umgang, Engagement, Humor und Spaß an der Sache. Für mich jedenfalls ist es der Traumarbeitsplatz – Ich hoffe, für die anderen ebenfalls.

Wir haben es geschafft, mit regelmäßiger Gruppenarbeit Prävention zu betreiben, die den Kindern, die mit vielen Problemen zu Hause aufwachsen müssen, bessere Zukunftschancen bringen. Denn ein Leben in Armut kann überwunden werden. Chancengleichheit für ALLE Kinder – das Ziel treibt uns an.

Das markanteste Ereignis in den 5 Jahren war sicherlich die Flutkatastrophe am 14. Juli 2021, die unser Tipi-Lager in der Eifel komplett weggespült hat. Glücklicherweise ist kein Kind zu Schaden gekommen, die Gruppe war rechtzeitig abgereist. Aber da habe ich lange dran geknabbert …

Das Ereignis löste dann eine wirklich große Spendenbereitschaft aus, so dass wir im letzten Jahr ein neues – und noch schöneres – Lager aufbauen konnten. Viele, viele Menschen packten mit an. Es war herrlich – in vier Tagen mit immer mindestens 40 Personen: Mitarbeitende, Eltern, Jugendliche und Kinder, Freunde. So konnten dann wieder von Mai bis September letztes Jahr mehrere Gruppen an der Kyll ihre Ferien verbringen!Gruppenfoto von Kindern vor den Tipizelten

Und was mich immer wieder beeindruckt: die Dankbarkeit der Kinder gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jedes Kind drückt es anders aus – manchmal sogar mit Briefchen, aber immer ist es der beste Lohn für unsere Arbeit.

3. Gab es Situationen, bei denen du ans Aufgeben gedacht hast?

Nein nie! Es wird immer noch besser!

4. Welche Wünsche und/oder Pläne hast du für den Verein für die nächsten 5 Jahre?

Das Wichtigste ist, dass wir tatsächlich die Kinder und Jugendlichen erreichen, die Unterstützung benötigen. Das hat bisher gut geklappt und muss so bleiben!

Wünsche für die Zukunft habe ich so einige:

  • Eine wissenschaftliche Untersuchung unserer Wirkung.
  • Noch mehr Nachhaltigkeitsprojekte mit Kindern und Jugendlichen, die das bei uns zum ersten Mal hören.
  • Förderungen und Spenden, die LANGFRISTIG bewilligt werden. Die kurzfristige Projektfinanzierung in Deutschland ist wirklich furchtbar für Vereine wie FAIR.STÄRKEN.
  • Eine noch bessere, enge Zusammenarbeit mit anderen Sozialträgern in Köln und Ämtern wie das Jugendamt, den Schulpsychologischen Dienst, das Wohnungsamt etc.
  • Eine noch viel bessere Integration der Kinder und Jugendlichen, die durch Flucht zu uns gekommen sind. Sie sind eine große Bereicherung. Eine wirklich inklusive Stadtgesellschaft ist mein Ziel.

5. Was möchtest du den Kindern und Jugendlichen in Köln mit auf den Weg geben?

Das Leben ist schön. Sucht euch Nischen für euch, engagiert euch. Trotz Klimawandel und Armut – lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Zukunft gut wird!

Und: kommt zu unseren Gruppenangeboten!